Rezension

Informatives, kindgerechtes Geschichtsbuch

Mein Mauerfall - Juliane Breinl

Mein Mauerfall
von Juliane Breinl

Bewertet mit 4 Sternen

Aufgrund meiner eigenen Vergangenheit habe ich mich schon immer sehr für alle Bücher und Dokumentationen interessiert, die sich mit der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands beschäftigen. Ich finde es schade, dass dieses wichtige Kapitel der Geschichte im Schulunterricht oftmals zu kurz kommt; an vielen Schulen endet der Geschichtsunterricht direkt nach dem Thema 'Zweiter Weltkrieg'.

Autorin Juliane Breinl hat ein sehr interessantes Sachbuch für Kinder (ab 10 Jahren) und Jugendliche geschaffen, in dem die jüngere Geschichte Deutschlands - vom Mauerbau bis hin zur Wiedervereinigung - kreativ und ansprechend näher beleuchtet wird. Wieso war Deutschland überhaupt geteilt? Warum gab es erst ein Jahr nach dem Mauerfall die Wiedervereinigung?

Das Datum der Veröffentlichung hätte passender nicht sein können, jährt sich doch 2019 der Mauerfall zum 30. Mal.

Zahlreiche Fotos und Karten, bunte Grafiken und kindgerecht geschriebene Berichte von Zeitzeugen prägen das Layout. Die Rahmenhandlung zur Erzählung der historischen Fakten bildet die fiktive Familie Schumann: Theo, 12 Jahre alt, möchte von seinen Eltern (und überhaupt von all seinen Angehörigen) gerne wissen, wie sie damals die Teilung Deutschlands erlebt haben – und löst damit einen interfamiliären Tumult aus, denn die Meinungen gehen weit auseinander. Das liegt darin begründet, dass einige von Theos Angehörigen damals in den Westen geflüchtet waren, während andere ihr Leben in der DDR verbracht hatten. Dieser Schachzug ermöglicht der Autorin, mehr als nur eine Perspektive des Ost-West-Konflikts miteinzubeziehen und regt zum Austausch über diverse Ansichten an.

Während des gesamten Schumann’schen Familien-Ausflugs wird wild debattiert und diskutiert, es werden die unterschiedlichsten Erinnerungen ausgetauscht und Meinungen geäußert; oftmals wird auch geschimpft – was nicht ganz so häufig hätte sein müssen. (Aber vielleicht macht dieser verbale Schlagabtausch den eigentlichen Diskussionsinhalt für die jugendlichen Leser/innen ja noch interessanter…?)

Das Werk hat mich in vielerlei Hinsicht (positiv) an ein Schulbuch erinnert, vor allem im Hinblick auf den chronologischen, wohl strukturierten Aufbau, die Frage-Antwort-Konstellationen und die tabellarische Auflistung der Ereignisse zu Beginn des Buches. Themen, die anderweitig manchmal als trocken empfunden werden (- z.B. politische Hintergründe -), sind durch die Inkludierung aktueller Elemente (z.B. Verweis auf YouTube-Videos, Gebrauch von Slangworten, etc.) aufgelockert worden. Im Anhang besteht die Möglichkeit, eigene Erinnerungen aufzuschreiben oder sich Notizen zu Erzählungen zu machen.

Das aktuelle Thema der Flüchtlingskrise hätte ich, trotz der sehr gut formulierten Überleitung, nicht miteinbezogen, da dies den geschichtlichen Rahmen für meinen Geschmack zu weit spannt und eher ein eigenes erklärendes Buch nötig hätte. Auch wenn einige der Bilder gerne noch etwas größer hätten ausfallen können und ich mich über ein paar zusätzliche Seiten zum Schwerpunkt 'Mauerfall' gefreut hätte, ist dies in jedem Fall ein liebevoll gestaltetes und empfehlenswertes Sachbuch für alle jungen (sowie erwachsenen) Geschichtsinteressierten.