Rezension

Inkonsequenter Auftakt

Dunkle Götter - Das Erwachen - Michael G. Manning

Dunkle Götter - Das Erwachen
von Michael G. Manning

Bewertet mit 3 Sternen

„Das Erwachen“ ist der erste Band einer insgesamt mit fünf Bänden geplanten High-Fantasy-Reihe und gleichzeitig auch das Debüt des amerikanischen Autors Michael G. Manning, der die ersten Bände seiner Magier-Saga „Dunkle Götter“ als E-Books über Amazon selbst veröffentlichte und damit erfolgreich wurde. In Deutschland hat nun der Piper-Verlag den Auftakt der Reihe über den jungen Magier Mordecai, genannt Mort, auf den Markt gebracht.

Zum Inhalt: Der 16jähirge Mordecai, kurz auch Mort genannt, wächst als Sohn eines Schmieds im Herzogtum Lancaster auf. Bisher haben ihm seine Zieheltern seine wahre Herkunft verschwiegen: Sie hatten seine Mutter schwerverletzt gefunden, als er noch ein Säugling war, nachdem sie einem heimtückischen Anschlag, dem auch sein Vater, ein mächtiger Magier zum Opfer fiel, entkommen war. Bei einem Ausritt mit seinem Freund Marc, dem Sohn des Herzogs, zeigt sich erstmals, dass auch Mort magische Fähigkeiten besitzt. Für ihn beginnt eine spannende und gefährliche Zeit am Hofe der Lancasters, in der er sich selbst das Zaubern beibringt und auch erfährt, wer er wirklich ist…

Die Grundidee hinter der Reihe ist eigentlich gut. Ein junger Magier, der seine wahre Herkunft nicht kennt, entdeckt und entwickelt seine Fähigkeiten, wird dabei – natürlich – irgendwann auch mit den Mördern seiner Eltern konfrontiert und muss kämpfen, verliebt sich und wird vom Sohn des Schmieds zum Mitglied der höheren Gesellschaft. Da steckt Potential drin, das aber leider nur zum Teil genutzt wurde. Vielleicht ist es der Unerfahrenheit des Autors zuzuschreiben, da es sich bei „Das Erwachen“ um ein Debüt handelt, aber gleich mehrere Aspekte der Handlung und der Sprache weisen Schwächen auf, die den Eindruck des Buches trotz Spannung und interessanter Idee stetig verschlechterten.

Einer dieser Aspekte ist das mittelalterliche Setting, das sich durch Adel, Untertanen, mittelalterliche Kleidung und Waffen, vor allem aber auch durch die steifen Vorschriften des Hoflebens auszeichnet. Ein solches Setting ist bei High-Fantasy-Romanen wirklich keine Seltenheit – ganz im Gegenteil fällt mir spontan kein Beispiel ein, in dem es nicht mittelalterlich zuginge. Für eine authentische Stimmung und das entsprechende Lesegefühl wäre es aber wichtig, dieses Grundgerüst in der Handlung auch konsequent einzuhalten, doch damit geht der Autor eine Spur zu fahrlässig um. Insbesondere der Umgang der Figuren miteinander wird gelegentlich sehr gewollt locker, zu jugendlich, zu modern. Dadurch bekommt der Roman einen etwas kindlich-albernen Einschlag, der für mich eine magische, blutige und gefährliche High-Fantasy nur bedingt unterstützen kann. In seltenen Fällen war Morts Art für einen Schmunzler gut – in den meisten Fällen wirkte sie deplatziert und unglaubwürdig.

Ähnliches gilt auch für die sprachliche Seite des Romans. Der Schreibstil wirkt unausgereift, einfach ein wenig unsauber. Der Autor findet keinen durchgehenden Stil sondern schwankt sehr zwischen leicht geschwollenem Ausdruck und Flapsigkeit – Konsequenz fehlt einfach an allen Ecken und Enden. Ein solch uneinheitlicher Stil macht es für den Leser grundlos schwer, sich in das Buch einzufühlen.

Auch die Perspektiven der Erzählung sind nicht zu Ende gedacht. Zunächst wählt der Autor – mit Ausnahme vom Prolog - die Ich-Perspektive und lässt seinen Hauptprotagonisten Mordecai rückblickend für den Leser erzählen. Das ist zusammen mit fiktiven Schriften entnommenen Sacherläuterungen über die Geschichte der Magier an jedem Kapitelanfang gut gelungen. Der Leser spürt zum Beispiel durch kleine Hinweise auf Späteres, das Mort in seinem Erkenntnisstand schon weiter ist und von Vergangenem berichtet. Doch dann zerstört der Autor diese Erzählsituation, indem er auf andere Figuren wechselt und aus deren Perspektiven in der dritten Person erzählt. Offenbar wollte er gerne erzählen, was sie erlebten, ohne, dass Mordecai eingeweiht war – das funktioniert aber bei der gewählten Perspektive nicht und im Gesamtbild wirkt es wie ein schwacher Versuch den begrenzten Blickwinkel von Mordecai auszuweiten.

Abgesehen von diesen Inkonsequenzen ist die Geschichte nicht schlecht. Die Charaktere agieren sinnvoll, die Idee wurde in einer spannenden Handlung gut verwirklicht und zeigt Potential für eine mehrbändige High-Fantasy-Saga, die, wenn sie ihren etwas kindlichen Touch verlieren sollte, eine interessante Magierwelt aufbauen könnte.
Mit den Göttern, den eigentlichen Namensgebern der Reihe („Dunkle Götter“), ist das allerdings im ersten Band noch so eine Sache. Sie sind nur Randfiguren und werden nie so thematisiert, dass ich als Leser ihre Rollen einordnen könnte. Alles ist noch ein wenig schwammig.

Die Charaktere sind ein Pluspunkt des Romans. Besonders der Protagonist Mordecai hat Charme und Witz und zeigt sich als experimentierfreudiger und ehrgeiziger Magie-Lernender in Eigenregie. Seine Ausrutscher beim Üben der Magie sind unterhaltsam, seine Erfolge beachtlich und spannend. Auch die Nebencharaktere haben ihre Stärken, wobei gerade die „Bösen“ keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können. Hier fehlen die Facetten, alles ist entweder schwarz oder weiß. Das ist ein wenig langweilig.

Fazit: Ein guter Anfang, aber definitiv noch ausbaufähig. Einiges wirkt unrund, bei Handlung und Sprache gleichermaßen. Die Grundidee selbst ist interessant und die Umsetzung weitestgehend spannend, sodass ich insgesamt für ein unterhaltsames Lesevergnügen mit Schwächen 3 Sterne vergeben möchte.