Rezension

Innovativ und durchdacht, aber mit blassen Nebenfiguren

Falling Kingdoms, Flammendes Erwachen - Morgan Rhodes

Falling Kingdoms, Flammendes Erwachen
von Morgan Rhodes

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem Moment hörten sie hinter sich Schritte, und als sie sich umdrehten, sahen sie einen schwarzhaarigen Jungen auf sich zukommen. Cleos Herz setzte einen Schlag aus, als ihr klar wurde, dass sie ihn kannte - und dass es der junge Mann war, der sie seit Wochen in ihren Träumen verfolgte.
Jonas Agallon.
"Was hast du...?", setzte sie an, verstummte aber, als seine Lippen sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen.
"Guten Morgen, Prinzessin", sagte er. "Wie schön, Euch wiederzusehen."
Und dann rammte er ohne ein weiteres Wort Nic die Faust ins Gesicht und warf ihn zu Boden.

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INHALT:
Einst bildeten die Königreiche Auranos, Limeros und Paelsia das Land Mytica, in dem die Menschen friedlich nebeneinander lebten. Doch durch Gier und Macht wurde das Reich gespalten, und nun herrscht zwischen den verschiedenen Herrschaftsgebieten Hass und Neid. Auf der Suche nach den vier verloren gegangenen magischen Essenzen begegnen sich die auranische Prinzessin Cleo, der limerische Prinz Magnus und der einfache Bauernsohn Jonas - alle getrieben von ihren eigenen Sorgen und Wünschen. Die drei stehen auf unterschiedlichen Seiten und erleben aus ihrer Perspektive mit, wie ein Krieg zwischen den Ländern ausbricht. Die einzige Möglichkeit, die Menschheit zu retten, ist nun, die verschwundene Magie wiederzufinden...

MEINE MEINUNG:
Mit dem Auftakt ihrer "Falling Kingdoms"-Reihe, "Flammendes Erwachen", erschafft Morgan Rhodes ein High Fantasy-Abenteuer, das jetzt so neu nicht klingt - von einem Krieg zwischen verschiedenen Königreichen hat man schließlich schon öfter gelesen -, das in der Umsetzung aber überzeugt. Der Schreibstil ist fesselnd und schnell für sich einnehmend, die Sicht wechselt immer wieder zwischen den drei Hauptcharakteren sowie einigen weiteren Schlüsselfiguren, deren Perspektive die Geschichte entschieden voran bringt.

Cleo ist eine anfänglich etwas schwache und auch recht naive Protagonistin, die ihren Weg noch finden muss und sich bis dahin nicht wirklich durchsetzen kann. Als es jedoch darauf ankommt, streift sie ihre Unsicherheit ab und wird zu einer kämpferischen, mutigen wie sympathischen Figur. Prinz Magnus lässt einen dafür sehr zwiegespalten zurück, weil seine Art kühl und unnahbar ist, außer, es geht um seine Schwester Lucia. Sein Motiv wird jedoch gut erklärt und seine Art bleibt meistens trotzdem gut verständlich, weswegen man durchaus mit ihm mitfühlt. Und auch Jonas, getrieben von Zorn und Trauer über den Tod seines Bruders, ist ein nachvollziehbarer Charakter, weil seine Gefühle und Handlungen so eindringlich und authentisch beschrieben werden - ob man nun seiner Meinung ist oder nicht.

Einige Nebenfiguren wie der Gardist Theon, dem Cleo bald näher kommt, oder ihre Freundin Mira sowie ein paar andere blieben mir etwas blass, was ich schade fand. Zwar spielt Mira letztere keine allzu große Rolle, dennoch hätte ich mir hier etwas mehr Ausarbeitung gewünscht, schließlich sind die Personen wichtig für den weiteren Verlauf. Dafür gefielen mir der machthungrige, skrupellose und bösartige König Gaius sowie sein Verbündeter, der Häuptling von Paelsia, der in seiner Gier schlechte Entscheidungen trifft, äußerst gut, was die Kritikpunkte wieder aufgewertet hat.

Die Geschichte selbst zieht schnell in ihren Bann und überzeugt insbesondere dadurch, dass man jede der Sichtweisen vollkommen nachvollziehen kann. Jeder der 3 Protagonisten kommt aus einem völlig anderen Königreich, hat daher andere Ziele und Vorstellungen - und, nicht zu vergessen, sie sind Feinde -, aber dennoch hat man bei jedem Charakter wieder das Gefühl, dass er im Recht ist. Dadurch und durch die interessanten Geschehnisse bleibt der Roman die gesamte Zeit über sehr spannend und mitreißend. Nur die Liebesgeschichte Cleo betreffend ging mir zu schnell und kam mir vor, als gäbe es sie nur, damit das Mädchen schneller erwachsen wird.

Die High Fantasy-Elemente sind toll gewählt und, wie das für eine solche Art von Roman üblich ist, der Schreibstil ist dem angepasst - nur zwischenzeitlich fallen da ein paar Formulierungen aus dem Rahmen, dies ist aber nicht weiter schlimm. Die Idee rund um die verschollenen Essenzen, deren Fehlen das Verkümmern der Welt verursachen, ist sehr innovativ und gibt der Story immer wieder Auftrieb. Das, in Verbindung mit dem sich anbahnenden Krieg, lässt das Ganze spätestens ab der Hälfte zu einem echten Pageturner werden. Die zwischenzeitlichen Kämpfe sind authentisch beschrieben und zwar blutig, aber nicht übertrieben grausam, und dabei schreckt die Autorin auch nicht davor zurück, neuartige Wege zu gehen. Bis zum Ende hat man so absolut das Gefühl, dass sie weiß, worauf sie hinaus will, und so wird Band 2 ganz bestimmt ebenso Freude bereiten.

FAZIT:
"Falling Kingdoms: Flammendes Erwachen" ist High Fantasy, die zu begeistern weiß, und besonders durch die Idee mit der verschwundenen Magie Innovation beweist. Die Charaktere sind überwiegend glaubwürdig und nur selten etwas blass, und bis auf eine etwas schwache Romanze zwischen zwei Charakteren überzeugt der Roman im Zwischenmenschlichen wie auch von der Geschichte her. Ich freue mich auf den Nachfolger und vergebe gute 4 Punkte!