Rezension

Insgesamt gelungener Jugendthriller mit kleinen Schwächen

Geliebte Angst - Rebekka Knoll

Geliebte Angst
von Rebekka Knoll

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als sie 18jährige Emilia ihren Freund Marico durch einen tragischen Autounfall verliert, ist sie zunächst am Boden zerstört. Marico, mit dem sie ihr größtes Hobby – die Fotografie – teilte, ist von jetzt auf gleich nicht mehr da. Doch schon nach kurzer Zeit erhält Emilia Nachrichten vom Facebook-Acount ihres verstorbenen Freundes, bald darauf folgen SMS von seinem Handy. Wer ist so grausam, sie glauben zu lassen, dass es Marico ist, der ihr schreibt? Wer kennt so viele Details, die sie mit dem Verstorbenen verbinden? Wer steckt hinter den geheimnisvollen Nachrichten? Wer treibt Emilia dazu, sich unüberlegt der Gefahr hinzugeben?...

 

Die junge Autorin Rebekka Knoll legt mit „Geliebte Angst“ einen Jugendthriller vor, der es in sich hat.

Besonders der Bezug zu social media macht sicher auch viele Jugendliche auf das Buch aufmerksam. Hier sind Themen wie Facebook, SMS, Stalking, aber auch der Verlust eines geliebten Menschen durch einen Autounfall im Vordergrund, womit junge Menschen sich sicher gut identifizieren können.

Auch der Schreibstil ist der Zielgruppe angepasst und wirkt trotz der ernsten Thematik leicht und locker, auch wenn man sich über die teilweise vielen poetischen Züge streiten könnte – mir selbst gefällt das Gesamtbild Sprache hier richtig gut!

Die Protagonisten werden gut beschrieben, ausführlich genug, um sie kennenzulernen, aber doch nicht zu detailliert, um  die Spannung zu erhöhen bzgl. des Stalkers.

Emilia ist verständlicherweise ziemlich „durch den Wind“, als sie die Nachrichten von „Marico“ erhält, jedoch empfand ich ihre Naivität als nicht passend, da sie ansonsten insgesamt sehr erwachen wirkte (nicht zuletzt dadurch, dass sie sich nahezu allein durchs Leben schlagen muss, da ihre Eltern ständig unterwegs sind). Natürlich ist es nachvollziehbar, dass man abstürzt, sich hinreißen lässt und wider jeglicher Vernunft hofft, es könnte doch der verstorbene Freund sein, den man so sehr vermisst, doch ist selbst in dieser Ausnahmesituation ihr Handeln für mich nicht immer nachvollziehbar. Hier gab es an einigen Stellen auch arge Übertreibungen, die ich insbesondere bei einem Jugendbuch in der Form nicht gut heißen kann (beispielsweise der hohe Alkohol“genuss“, der mir insbesondere an einem Abend bitter aufgestoßen ist). Auch ihr Verhalten am Ende der Geschichte, naja, man gönnt ihr ja das junge Glück, doch kommt es für mich etwas zu schnell in der Heftigkeit, so kurz nach Maricos Tod, den sie als ihre „erste große Liebe“ beschreibt. Aber das ist wohl Geschmackssache.

Ihre Freundinnen hingegen wirken für mich insgesamt „rund“ und gut gelungen, sie versuchen, die 18jährige zu unterstützen, für sie da zu sein.

Auf jeden einzelnen einzugehen, würde den Rahmen sprengen, doch sind die Charaktere ansonsten in sich schlüssig.

Rebekka Knoll gelingt es, durch die vagen Personenbeschreibungen der anderen, die Fährte immer wieder zu verlegen und wechselnde Menschen verdächtig erscheinen zu lassen,  was mir sehr gut gefällt!

Der Spannungsbogen ist insgesamt gut konstruiert.

Das Cover ist meines Erachtens gut gewählt: die Puzzleteile symbolisieren für mich eindeutig das Puzzle, das Emilia und ihre Freunde Stück für Stück zusammensetzen müssen, um hinter das Geheimnis zu gelangen. Das Düstere insgesamt passt perfekt zur Bedrohung der Situation und der Thematik.

Besonders gut gefällt mir die innere Gestaltung: Zu Beginn jedes Kapitels findet der Leser ein paar Puzzleteilchen, sehr schön!

 

Insgesamt hat mir „Geliebte Angst“ ganz gut gefallen, auch wenn es nicht zu meinen absoluten Lieblingsbüchern gehören wird. Die Sprache gefällt mir ebenso wie die Umsetzung mit den social media, jedoch gab es auch Kritikpunkte, insbesondere an Emilias Charakter und ihrem Verhalten, die mich doch teilweise ziemlich gestört haben. Dennoch werde ich persönlich Rebekka Knoll weiterhin im Auge behalten und gerne noch etwas von ihr lesen.

So komme ich zu einer Bewertung von insgesamt 3,5 Punkten.