Rezension

Insiderbericht und zugleich Läuterung der Autorin

Inside AFD - Franziska Schreiber

Inside AFD
von Franziska Schreiber

Bewertet mit 4 Sternen

Im Frühjahr 2013 sah Schreiber mind. zwei mal Lucke im Fernsehen; der Wirtschaftsprofessor überzeugte sie mit "rationalen Argumenten und klaren Zahlen". Die Symphatisantin der FDP war enttäuscht über Lindner, in der AfD "stand die wahre FDP, eine dem Statt, dem System kritisch begegende frische Partei."

Aus vollster Überzeugung also trat Schreiber in die Partei ein, zu einer Zeit, in der es noch nicht mal Partei-Büros gab, sondern die "Geschäftsstelle [...] das Vorzimmer vor Wurlitzers Immobilienbüro" war. Die Autorin erklärt gleich zu Beginn, wieso die AfD gerade in den neuen Bundesländern rapide Anhänger fand, gerade in Gebieten, in denen es kaum Ausländer oder Flüchtlinge gab/gibt. Schnell ließ sie sich instrumentalisieren, veröffentlichte selbst in zig facebook Gruppen "fake news", ohne dies zu hinterfragen.

Dennoch erkannte sie in den darauffolgenden Jahren den rechtsruck in der Partei. Im letzten Teil des (kurzen) Buches bringt sie mehrere Beispiele von Mitgliedern mit zweifelhafter Vergangenheit - mit ein Grund, dass mehrere der namentlich genannten Personen gegen die Veröffentlichung des Buches geklagt haben. 

Mit Sicherheit ein wichtiges Buch; dennoch bleibt ein fader Beigeschmack - worum geht es der Autorin mehr, die Bevölkerung vor der Partei zu warnen, oder sich selbst zu läutern? Mir gefällt der wehleidige Unterton nicht.

8/10 Punkte.