Rezension

Inspirierend und augenöffnend

Die Weisheit des Barkeepers - Tony Kriz

Die Weisheit des Barkeepers
von Tony Kriz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als junger Mann verbrachte Tony Kriz einige Zeit als Missionar in Albanien und einigen anderen Ländern Osteuropas. Während seiner missionarischen Arbeit stürzt er in eine tiefe Glaubenskrise. Er wird vorzeitig zurück in die USA geschickt, wo er sich in Portland niederlässt. Immer noch von großen Zweifeln geplagt, studiert er Theologie. Kriz wird Stammgast im Horse Brass Pub und begegnet Gott ausgerechnet an diesem ungewöhnlichen Ort...

In Die Weisheit des Barkeepers erzählt Tony Kriz von seinen Erfahrungen und Erlebnissen aus über 20 Jahren. Er ist sehr offen und ehrlich in seinen Erzählungen; auch dann, wenn es für ihn leichter und angenehmer wäre, es nicht zu sein. So schreibt er nicht nur sehr offen über seine Zweifel und Depressionen, sondern unterlässt es auch unangenehme Ereignisse zu beschönigen.

Am Anfang des Buchs dachte ich noch, man würde mehr über seine Missionsarbeit in Osteuropa und speziell in Albanien erfahren. Dem ist aber nicht so. Es geht in diesem doch sehr persönlichen Bericht vielmehr darum, was Tony Kriz gelernt hat; vorallem auch, was er von anderen Menschen gelernt hat. Bemerkenswert hierbei ist, dass die Offenheit des Autors ihm erlaubt hat, in Glaubensfragen auch von Nicht-Christen zu lernen. Diesen tritt er vorurteilsfrei entgegen, was wirklich vorbildlich ist; besonders, weil er das selbst erst lernen musste.

Obwohl er in einer christlichen Umgebung aufwuchs, scheint er mit recht starren Ideen über den Glauben großgeworden zu sein. Seine Glaubenskrise wirkte z.B. gar nicht wie eine auf mich. Ich denke vielmehr, dass Tony Kriz seinen Glauben aufgrund seiner kindlichen Prägungen durch Familie und Gemeinde oft einfach nicht als solchen erkannte.

Als er beginnt seine bisherigen Überzeugungen zu hinterfragen, macht er erstaunliche Erfahrungen. Er begegnet Gott durch Menschen, von denen man es nicht erwarten würde: die muslimische Oma in Albanien, der alte Barkeeper und die liberale Jüdin im Pub, der Obdachlose im Obdachlosenasyl in New York... Sein Erfahrungsbericht ist inspirierend und augenöffnend. Er ermutigt auch uns, offener zu werden und Gott neu zu begegnen.

Dennoch hinterlässt das Buch gemischte Gefühle bei mir. Die Offenheit, mit der er Nicht-Christen begegnet ist vorbildhaft. Oft schlägt er eher unkonventionelle Wege ein, was an und für sich nicht schlecht ist, im Gegenteil. Aber ich denke hier muss man aufpassen, dass man den Blick auf Jesus nicht verliert.