Rezension

Intelligent und gut gelpottet

Das Dorf der Mörder - Elisabeth Herrmann

Das Dorf der Mörder
von Elisabeth Herrmann

~~Kindergartenkinder entdecken im Berliner Zoo in einem Tiergehege Leichenteile, und die darauf folgende Untersuchung ergibt, dass die Pekari-Schweine den Mann offenbar bei lebendigem Leibe aufgefressen haben. Die Erstbefragung führt Sanela Beara durch, eine junge Streifenpolizistin aus Ex-Jugoslawien, die traumatisiert von einem Kriegserlebnis mit ihrem Vater nach Berlin geflüchtet ist und dort mit Nachdruck und gegen alle Widrigkeiten ihre berufliche Karriere verfolgt. Das Verhör der für die Futtermittelzucht zuständigen Charlotte „Charlie“ Rubin, die den Mord schließlich gesteht, weckt Zweifel in ihr, und so ermittelt sie auf eigene Faust weiter. Auch Jeremy Saaler, der Assistent des renommierten Psychologen Gabriel Brock, der die Schuldzurechnungsfähigkeit feststellen soll, kann nicht glauben, dass Charlie das Verbrechen begangen hat, und beginnt in der Vergangenheit der Patientin nachzuforschen. Was ist damals in Wendisch Bruch, dem Bauerndorf in Brandenburg, wirklich passiert? Sind die Ereignisse in Charlottes Kindheit womöglich der Auslöser für das, was nun geschehen ist?

 Ausgehend von dem Prolog, der bereits Gänsehaut erzeugt, entwickelt die Autorin ihre Geschichte allmählich und streut immer wieder Hinweise ein, die den Leser bereits ahnen lassen, wohin die Reise geht. So ist der Spannungsbogen von Beginn an hoch und bleibt es auch das ganze Buch über.

 Aber wesentlich interessanter als die reine Krimihandlung ist das sich nach und nach entwirrende Beziehungsgeflecht der Protaginsten, die ohne Ausnahme so hervorragend charakterisiert sind, dass jede ihrer Handlungen schlüssig und verständlich ist. Und ebenfalls sehr gelungen ist die Beschreibung der trostlosen Atmosphäre des brandenburgischen Dorfes, in dem alle Fäden zusammenlaufen und sich schließlich entwirren.

 Elisabeth Herrmann beweist mit ihrem neuesten Buch „Das Dorf der Mörder“ einmal mehr, dass sie auf dem deutschen Krimimarkt eine absolute Ausnahmeerscheinung ist. Die Autorin kann mit Sprache umgehen, das Niveau dieses Krimis ist wohltuend hoch und sie beschreibt keine plüschig-anheimelnde Wohlfühl-Atmosphäre mit Schenkelklopfer-Dialogen sondern die raue Wirklichkeit, in die sie eine zum Nägel beißen spannende Geschichte einbettet, die überall in Deutschland spielen könnte.

 Eine ganz klare Leseempfehlung meinerseits für alle Leser, die an einem sehr intelligenten, gut geplotteten und sehr spannenden Pageturner aus deutscher Feder ihre Freude haben. Ich zumindest konnte das Buch kaum aus der Hand legen!