Rezension

intelligente Novelle

Töte mich - Amélie Nothomb

Töte mich
von Amélie Nothomb

Bewertet mit 4 Sternen

Daher sah er in der Weissagung Rosalba Portendueres die Vernichtung seines Glaubens und seiner Kunst. Genauso gut hätte man einem Chefkoch das Misslingen jenes Gerichtes ankündigen können, das ihn in den Rang einer Legende erhoben hatte; oder noch schlimmer: das er mit seinem Essen einen Star der Restaurantkritik vergiften würde.

Graf Neville hatte es in der hohen Kunst seine Gäste glücklich zu machen, zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Das ist sein höchstes Gut und Streben.
Nachdem er sich letztendlich damit abgefunden hat, sein Schloss zu verlieren, bereitet ihm allein seine Jüngste, Serieuse, mit ihren immer riskanteren Aktionen langsam Sorgen.
Als sie eines Nachts von einer Wahrsagerin halb erfroren im Wald aufgelesen wird, prophezeit diese ihm, er werde auf seinem nächsten Fest einen Gast töten!
Erst belächelt lässt es Neville schon bald nicht mehr schlafen, ist es doch sein letztes Fest auf dem Familiensitz. Aber auch Serieuse macht sich so ihre Gedanken....

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Der Anfang hat mich schlichtweg begeistert; locker, mit leichter Hand und einem Augenzwinkern, erzählt Amelie Nothomb und lässt den Grafen in einer herrlich schrulligen Einzigartigkeit über sich selbst und seine Familie sinnieren. Und das mit einer ansprechenden Tiefe.

Das ist schon großes Kino, das ich da Seite um Seite genussvoll verschlungen  habe. Ja, ich habe diese kleine Geschichte in einer Nacht gelesen, umso bewusster fiel dann auf, das mir irgendwann die Richtung, der Verlauf, den sie nahm, nicht mehr gefiel. Mir gingen die Gedanken des Grafen, anfangs noch recht amüsant: wen bringe ich am geschicktesten wie um, so dass meine Familie auch weiterhin gern gesehene Gäste sind..., zum Schluss ein wenig zu vehement zu weit. Und auch das Ende konnte mich nicht wirklich versöhnen.

Ich bin hin- und hergerissen und habe es erst einmal ein wenig sacken lassen. Im Endeffekt muss ich zugeben, dass es mich einfach sehr gut unterhalten hat - Ende hin oder her.

Fazit: Mein erstes Buch der Autorin, deren Schreibstil und Ideen mich begeistert haben, so dass es mit Sicherheit nicht mein letztes war.