Rezension

Intelligenter Histo-Schmöker

Märzgefallene - Volker Kutscher

Märzgefallene
von Volker Kutscher

Bewertet mit 5 Sternen

Der neue Fall von Gereon Rath reicht weit zurück in die letzten Tage des ersten Weltkrieges. Damals hat eine Einheit der Deutschen einen großen Goldschatz vor den Franzosen und vor den eigenen Leuten versteckt um ihn nach Kriegsende heimlich zu bergen. Aber nur wenige überleben die Gefechte und 16 Jahre später wird einer nach dem anderen ermordet. Wer hat das Gold jetzt und wer tötet hier wen und warum. Die ganze Geschichte ist ein verzwicktes Katz- und Mausspiel in dem nicht jede Leiche und jeder Mensch das ist, was er zu sein scheint. Mit gewohnter Hartnäckigkeit macht Gereon sich auf die Suche. Aber immer wieder bringen private und berufliche Probleme ihn von der Spur ab.

Hitler und die Nazis haben nach der letzten Wahl erneut das Ruder übernommen und diesmal machen sie kein langes Federlesen mehr und beginnen Gegner und Feinde des Regimes und auch Juden und Andersdenkende gleichermaßen zu jagen und zu vertreiben.  Gereon tut sich indessen schwer damit, zu akzeptieren, dass die Nazis gefährlicher sind und länger an der Macht bleiben werden, als er es gerne hätte.

Man kann diesen fünften Teil der Reihe sicherlich auch als Quereinsteiger gut lesen. Aber es macht einfach mehr Vergnügen, wenn man die Bücher in der richtigen Reihenfolge liest. Dann wird die Entwicklung der Protagonisten und ihrer Beziehungen zueinander noch plausibler und intensiver.

Ein unterhaltsamer und kniffeliger Plot hält den Spannungsbogen von Anfang an hoch und der Showdown am Ende bringt den Kriminalfall zu einem logischen und zufriedenstellenden Ende. Noch mehr aber als die Ermittlungen wird der Leser gefangengenommen von den dramatischen und angsteinflößenden Geschehnissen, die den Anfang des Dritten Reiches kennzeichnen. Auch wenn das alles mehr oder weniger bekannte Fakten und Daten sind, so sind die Geschehnisse doch so lebhaft in die Story verstrickt, dass einen die Sorge um die Hauptdarsteller nicht mehr loslässt. Man erlebt ihre Ängste, ihren Unglauben und ihre Verwirrung ebenso mit, wie Rassenhass, Parteihörigkeit und blinden Gehorsam anderer. Volker Kutscher breitet das ganze Panoptikum dieser Zeit vor dem Leser aus und verzichtet dabei weitgehend auf Schwarz-Weiß-Malerei und Klischees und lässt auch gute Freunde zu Nazis werden und unangenehme Chefs zu hilfsbedürftigen Mitmenschen.

Am Ende lässt er zumindest mir noch einen kleinen Hoffnungsschimmer an das Gute im Menschen und dass es zwischen all dem noch ein kleines Glück für die Menschen gibt. Ich fürchte zwar, dass dies in Zukunft nicht ausreichen wird, um alle Protagonisten heil durch die nächsten Romane und die anbrechende dunkle Zeit zu bringen. Aber ich warte gespannt und sehnsüchtig auf eine Fortsetzung.