Rezension

Intelligenter Krimi für Fortgeschrittene

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle - Stuart Turton

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
von Stuart Turton

Bewertet mit 5 Sternen

Evelyn Hardcastle wird am Abend auf einem Maskenball sterben. Und das an jedem Abend aufs Neue, bis Aiden Bishop den Mörder entlarvt. Jeden Tag erwacht er und erlebt den Tag neu, allerdings erlebt er ihn immer aus einer anderen Perspektive, denn er erwacht stets in einem anderen Körper, in einem anderen Gast des Maskenballs. So finden sich täglich neue Freundschaften und neue Feinde ein, bis Aiden das Geheimnis löst, um dem Anwesen Blackheath zu entkommen.

Ohne überheblich zu sein, das ist kein Krimi für Anfänger. Hier musste ich ständig am Ball bleiben, ständig überlegen, in welchem Körper steckt Aiden gerade? Stuart Turton legt Spuren, um sie im nächsten Kapitel wieder zu verwischen, dazu springt die Handlung auch mal zu einem Tag zurück, um dann wieder zu einem Tag in der Zukunft zu springen. Klingt kompliziert? Das war es auch! Aber das hat mich begeistert; ein Krimi, der ganz neue Wege geht. Bitte nicht abschrecken lassen: 608 Seiten sind für einen Krimi schon recht viel, aber mir wurde es keinen Moment langweilig.

Ich hatte immer die gleichen Fragen: Wer ist der Pestdoktor, der die Regeln aufstellt? Wer ist der Lakai, der jeder Version von Aiden nach dem Leben trachtet? Warum muss Evelyn sterben? Welche Position nehmen Anna und Daniel ein? Warum ist Aiden in Blackheath gefangen und kommt nicht heraus? Bis man zur Lösung kommt, wird fröhlich gemordet und betrogen. Da belügen sich Freunde und werden zu Feinden und wieder zurück. Hier kann man keinem Satz trauen! Und schon gar keinem Gast! Besonders gut gelungen fand ich auch die inneren Kämpfe, die Aiden mit seinem jeweiligen Wirt austrägt.

Das ist feinste Krimikunst, die am Ende das Rätsel schlüssig und ohne offene Fragen auflöst.