Rezension

Intensiv!

Liebes Kind - Romy Hausmann

Liebes Kind
von Romy Hausmann

"Am ersten Tag verliere ich mein Zeitgefühl, meine Würde und einen Backenzahn. Dafür habe ich jetzt zwei Kinder und eine Katze. [...] Einen Mann habe ich auch. Er ist groß, hat kurzes, dunkles Haar und graue Augen. [...] Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott."
So beginnt der Prolog des Buches und allein die erste Seite hat mich total umgehauen und meine Erwartungen an den Thriller enorm steigen lassen. Auch die Idee der Geschichte, das Grundsetting an sich ist schon spannend, ein Mann hält eine Frau 14 Jahre lang in einer einsamen Hütte im Wald fest. Keine Hoffnung auf Rettung, kein gar nix. Und dann gelingt die Flucht...
Genau in dieser Situation landen wir im 1. Kapitel, Lena ist zusammen mit ihrer Tochter aus der Hütte geflohen, hurra. Doch nach und nach stellt sich raus, dass eben nicht alles so ist, wie es scheint. Sowohl die Identität des Entführers, als auch die von Lena bleibt lange Zeit im Unklaren, wobei die Handlung aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird: die von Lena, Hannah (ihrer Tochter) und von Matthias, Lenas Vater.
All diese Figuren wirken dabei sehr intensiv, sie haben ihre Probleme, Störungen und Motive. Und auch wenn sie teilweise ziemlich verstörend sind, bleiben sie die ganze Handlung über faszinierend durch ihre Intensität. So hat z.B. Hannah durch das Aufwachsen in der Isolation der Hütte soziale Störungen und Matthias verprügelt auch mal Leute, wenn es um seine Tochter geht. So fiebert man mit den Charakteren mit, will ihnen helfen oder sie auch mal anschreien.
Die Spannung wird durchgehend hochgehalten, lediglich in der Mitte der Handlung flacht sie ein wenig ab. Zum Ende hin nimmt die Geschichte wieder fahrt auf und der Showdown ist natürlich noch eine letzte Steigerung des ganzen.
Insgesamt ist dieses Buch also ein guter Thriller, der hauptsächlich auf die Intensität und Verstörtheit seiner Figuren baut.