Rezension

Intensiv

Der Strand bei Nacht - Elena Ferrante

Der Strand bei Nacht
von Elena Ferrante

An einem heißen Tag am Strand macht die Puppe Celina eine bittere Erfahrung: Sie erlebt, wie  ihre geliebte Puppenmama Mati sie plötzlich vernachlässigt und lieber mit dem neuen Kätzchen spielt, das der Vater ihr geschenkt hat. Doch das ist für Celina noch nicht das Schlimmste; denn als am Abend die Familie aufbricht, um nach Hause zu gehen, bleibt sie  mutterseelenallein am Strand zurück. Zu dem schrecklichen Gefühl, vergessen zu sein, kommt nun noch die Furcht vor der einsamen Nacht am Strand und dem Grausamen Strandwärter. Und dieser macht seinem Namen alle Ehre; mit einem großen Rechen harkt er die Sachen zusammen, die von den Strandbesuchern liegen gelassen wurden, und vernichtet alles, was er nicht zu Geld machen kann. In der Puppe Celina vermutet er Wörter, die er verkaufen will, und versucht, sie aus ihr heraus zu „angeln“.

Warum ausgerechnet Wörter? Wer Elena Ferrantes „Neapel-Saga“ kennt, weiß, welch hoher Stellenwert Worten beigemessen wird und wie sehr sie das Wesen eines Individuums ausmachen. Ebenso wichtig ist der Autorin die Beziehung zwischen Kind und Puppe, die sie aus Sicht der Puppe deutlich macht.

Ferrantes Erzählweise nutzt eine kindlich-naive Sprache, leicht verständlich und einfach. Auch Mara Cerris Illustrationen geben sich schlicht, wirken jedoch ebenso eindringlich wie Ferrantes Schilderung. Sie präsentieren sich farbig, aber nicht bunt, in den kühlen Farben der Nacht. Als überzeugende Ergänzung zum Text spiegeln sie die düstere, leicht unheimliche Atmosphäre der nächtlichen Situation am Strand und die Verlorenheit der kleinen Puppe.

Ein Bilderbuch für ein intensives Leseerlebnis!