Rezension

Intensiv, ohne zu übertreiben

Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte - Rachel Joyce

Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte
von Rachel Joyce

Inhalt:

„Manchmal ist es mit mehr Gefahren verbunden, für etwas zu sorgen, das schon wächst, als etwas Neues zu pflanzen.“ (S.100)

Zwei Sekunden. Nur zwei winzige Sekunden, und alles ist anders. Zwei Sekunden, und das Leben von zwei Jungen ändert sich für alle Zeiten. Die beiden besten Freunde Byron und James sind elf Jahre alt, als der Zeit zwei Sekunden hinzugefügt werden. Doch kann man die Zeit so einfach manipulieren? Und trägt man selbst die Schuld für eine Katastrophe, wenn die Zeit komplett aus den Fugen geraten ist?

Gestaltung:

Das Cover finde ich wirklich perfekt! Es ist so schlicht und so schön, es passt einfach zu dem Buch, dieses Ziffernblatt greift die Thematik wirklich optimal auf, und die etwas altmodische Farbe gefällt mir auch sehr gut! Ich hab mittlerweile schon ziemlich viel Zeit damit verbracht, das Buch einfach nur anzustarren:)

Story:

Hach ja, das Buch hat mich komplett für sich eingenommen, ich hab fast gar nicht gemerkt, wie schnell ich begeistert war, so leise hat es sich angeschlichen:) Die Geschichte kommt ganz ohne großes Tamtam oder irgendwelche Aktion aus, trotzdem sind die Emotionen so intensiv und die Charaktere so tiefgründig, dass es wirklich ein ganz besonderes Buch ist!

Es geht darum, dass der Zeit ein paar Sekunden hinzugefügt werden, und genau in diesen Sekunden macht Byrons Mutter einen schwerwiegenden Fehler. Das Thema Zeit wird also immer wieder aufgegriffen, und auch die Frage, ob man selbst an einem Fehler und seinen Folgen schuld ist, wenn er doch in einer Zeitspanne passiert ist, die eigentlich gar nicht existieren dürfte. Allein das ist schon total interessant, aber die Konsequenzen, die dieser Fehler hat, sind so ernst, und deshalb auch so packend, dass man das Buch immer weiter lesen möchte. Ich hätte auch gar nichts dagegen gehabt, wenn es noch ein paar Seiten länger wäre.

Neben der Geschichte von Byron und James geht es auch um einen Mann namens Jim, der unter Zwängen leidet und fast sein ganzes Leben in einer Klinik verbracht hat. Seine Geschichte konnte mich fast noch mehr packen, denn es wird so unglaublich intensiv davon erzählt, wie seine Vergangenheit war, wie er unter seiner Situation leidet, aber auch, welche Hoffnungen er hat, dass man einfach mitfühlen muss. Erstmal wusste ich gar nicht, wie seine Geschichte in das Buch passt, aber gegen Ende hat sich das dann auch geklärt.

Am Ende war ich ohnehin richtig berührt, denn man bekommt eine, für mich zumindest, sehr überraschende Information und erfährt, wie es so mit allen Charakteren weitergegangen ist. Hach ja, das hat mich richtig mitgenommen.

Charaktere:

Wie schon gesagt, die Charaktere in diesem Buch sind sehr tiefgründig und gefallen mir deshalb auch total gut. Da gibt es zum einen Byron und James, die wirklich kluge und gute Jungs sind und alles tun, um den Fehler von Byrons Mutter wieder gut zu machen und sie sozusagen aus ihrer Situation retten wollen. Andererseits gibt es da auch noch Jim, der zwar Schwierigkeiten hat, sein Leben in den Griff zu bekommen, aber trotzdem so liebenswert ist, dass er zu meinem Lieblingscharakter in dem Buch geworden ist. Man kann mit allen wirklich gut mitfiebern!

Schreibstil:

Den Schreibstil finde ich wirklich wunderschön, gleichzeitig kommt bei diesem Punkt aber auch meine einzige Kritik an dem Buch. Die Autorin hat es an vielen Stellen geschafft, mit ihrer Sprache wirklich schöne Bilder zu malen, die ich wirklich genossen habe! Manchmal aber sind die Beschreibungen auch viel zu genau und es entstehen Längen, die den Lesefluss leider etwas ausbremsen.

Fazit:

„Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte“ ist auf jeden Fall empfehlenswert! Wer gerne bewegende, aber auch zum Nachdenken anregende Romane liest, der ist hier wirklich richtig, selbst wenn das Buch hin und wieder ein paar Längen hat.