Rezension

Intensiv und emotionslos zugleich

HERKUNFT - Sasa Stanisic

HERKUNFT
von Sasa Stanisic

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Herkunft" ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. (Klappentext)

Ich habe den Roman erst gelesen, nachdem er den Deutschen Buchpreis erhalten hatte...für mich überbewertet!

Sasa Stanisic reiht hier viele Anekdoten aneinander und da liegt das erste Problem für mich: Viele Geschichten waren sehr unterhaltsam und informativ; bei manchen musste ich aufpassen, dass meine Aufmerksamkeit nicht weniger wurde, sie haben mich einfach gelangweilt (liegt vielleicht an mir). Aber in jedem Roman gibt es Längen, das Problem hier ist, dass ich oft nicht wusste, was ist real erlebt, was ist Fiktion, was passiert wirklich. Dazu kommt mein zweites Problem, die Emotionsarmut im größten Teil des Romans. Die Flucht der Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Probleme in der neuen Heimat, das Abschieben der Eltern...das hat mich alles kalt gelassen, so steril ist der Erzählstil teilweise.

Aber Sasa Stanisic kann auch ganz anders erzählen. Die Begleitung seiner dementen Großmutter bis zu deren Tod hat mich dagegen sehr berührt. Auch das Ende finde ich sehr gelungen. Als Kind hat der Autor selber gerne solche Geschichten gelesen, in denen der Leser selbst bestimmen kann, wie es weitergeht; und hier gibt er mir die Möglichkeit, das Ende selber zu gestalten. Ich habe verschiedene Wege ausprobiert und so spielerisch und nebenbei vom Tod der Großmutter gelesen. Das ist wirklich gut gemacht.

Insgesamt hätte ich mir ein etwas "runderes" Buch gewünscht. Einen Roman, der nicht zwischen den verschiedenen Zeiten hin und her springt und die zahlreichen Anekdoten harmonischer zusammenbringt. Vielleicht ist es auch einfach nicht das richtige Buch für mich!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 22. Oktober 2019 um 21:41

Quatsch. Es ist ganz genau das richtige Buch für dich. Herkunft ist einfach nicht so gut, wie es gehändelt wird. Es hat was, aber dann auch wieder nicht. Diese Schlusssequenzen - haben mir so gar nicht zugesagt, ich fand sie total albern. Aber in der Gesamteinschätzung sind wie nahe beieinander.

Marshall Trueblood kommentierte am 22. Oktober 2019 um 23:27

Es hat was, aber dann auch wieder nicht.

Das trifft es ganz gut!