Rezension

Intensive Einblicke in ein Land in einer Menschenrechtskrise

Nacht in Caracas - Karina Sainz Borgo

Nacht in Caracas
von Karina Sainz Borgo

Bewertet mit 5 Sternen

In „Nacht in Caracas“ von Karina Sainz Borgo lernt der Leser Adelaida Falcón kennen, die gerade ihre an Krebs verstorbene Mutter beerdigt hat. Sie war ihre wichtigste Bezugsperson, und für ihre medizinische Versorgung hat sie den Großteil ihrer Ersparnisse aufgebraucht. Als kurz darauf ihre Wohnung von bewaffneten Frauen besetzt wird fühlt sie sich ihrem Land, das von Gewalt, Willkür und Inflation beherrscht wird und in dem öffentliche Sicherheit zum Fremdwort geworden ist, gänzlich entwurzelt. Wo kann sie jetzt noch hin?

Die Autorin erzählt hier eine fiktive Geschichte, die an reale Vorfälle angelehnt ist. Auf diese Weise gibt sie erschreckende Einblicke, was in Venezuela vor sich geht. In klarer, schonungsloser Sprache erzählt sie von Kämpfen, Folter, Plünderungen und Verzweiflung. Immer wieder flüchtet sich die Protagonistin in Erinnerungen an früher, eine bessere Zeit, die in starkem Kontrast zu dem steht, was sie gegenwärtig erlebt. Der Text vermittelt einen intensiven Eindruck davon, was es heißt, wenn ein Land in einer tiefen Menschenrechtskrise steckt.