Rezension

Interessant, aber da wär' bestimmt auch noch mehr drin gewesen

Harry Potter: A History of Magic - British Library

Harry Potter: A History of Magic
von British Library

Bewertet mit 3.5 Sternen

"Harry Potter - A History of Magic" ist das Buch zur Ausstellung der British Library, die anlässlich des 20. Geburtstages der Veröffentlichung von 'Harry Potter and the Philosopher's Stone' organisiert wurde.

Eingeteilt in Hogwarts Schulfächer wie Potions (Zaubertränke), Charms (Zaubersprüche) und Deviation (Wahrsagen), versammelt das Buch Bilder und kurze Anmerkungen zu Exponaten, die entweder mit den Harry Potter Büchern zu tun haben (z.B. Zeichnungen von Jim Kay, Manuskripte von J. K. Rowling) oder Zeugen tatsächlich praktizierter Techniken sind, wie ein alter Kessel, Schriftrollen und Porzellan. 
Eingeleitet wird jeder Abschnitt von einem 'Fachmann' der jeweiligen Disziplin, ähnlich einem Lehrer. Dabei sind diese Einleitungen aus der Feder von Autoren, TV-Machern, Kritikern und ja, sogar einem Pfarrer oft eine Mischung aus Liebeserklärung an die eigene Disziplin und an die Harry Potter Bücher. Sie stellen jeweils den Bezug der magischen Dimension zu unserer Realität heraus und helfen, eine Verbindung zu den gezeigten Dingen aufzubauen. Durch die Texte fühlt man sich durch die Vorstellung 'geführt' und sie wird einem näher gebracht.

Dass sogar ein Pfarrer zu Wort kommt (als Fachmann auf dem Gebiet 'Verteidigung gegen die dunklen Künste', Exorzismus und so) ist, denke ich, bewusst so gewählt, da ja die Harry Potter Bücher immer auch ein wenig Kritik von kirchlicher Seite einstecken mussten. Insofern finde ich es gut, dass diese Brücke hier geschlagen wird und eine Annäherung stattfindet. Damit soll sicherlich verdeutlicht werden, dass Harry Potter inzwischen zu unser aller Leben gehört und in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Es nimmt der Thematik etwas das Suspekte, wenn man dies denn als gläubiger Christ vorher so empfunden habe sollte, wirkt aber dennoch ein wenig gezwungen und durchschaubar. 

Als Sammlungsband liefert das Buch manchmal leider nicht so viel Informationen, wie man gerne hätte. Der Hinweis z.B., dass 'Albus' Dumbledore (weiß) und 'Rubens' Hagrid (rot) ein Hinweis auf zwei der Farben ist, die der Stein der Weisen bei seiner Herstellung annimmt, hätte ich z.B. gerne weiter verfolgt gehabt. Was ist mit den anderen Farben? Kann man auch damit weitere Vaterfiguren von Harry identifizieren? Grün z.B. für Severus Snape? Und was würde es bedeuten, Harry mit dem Stein der Weisen zu vergleichen? Es ist toll, dass das Buch so viele Informationen zusammenbringt, die solche Assoziationen hervorrufen, schade aber, dass sie teils nur angedeutet werden. 

Der Spagat zwischen Fan-Artikel bzw. Merchandise-Veranstaltung und ernstzunehmender historischer Ausstellung ist meiner Meinung nach nicht ganz gelungen. Eingefleischte Harry Potter Fans hätten sich vielleicht mehr Interpretation ihrer Bücherlieblinge gewünscht, als eine reine Ansammlung von Texten und Zitaten, die sie zum Großteil schon kennen, und Bildern, die sie nicht brauchen, weil sie sich selbst schon längst Bilder von ihren Helden gemacht haben. Leser bzw. Besucher, die tatsächlich erwarten, echte magische Gegenstände in der Ausstellung zu finden, könnten vom Ausmaß der tatsächlichen Sammlung, ohne Einbeziehung der Harry Potter Exponate, enttäuscht sein, die somit auch wenig Beweiskraft für das tatsächliche Existieren von Magie liefert. 

Letztlich liest sich das Buch wirklich wie ein Museumsbesuch: etwas interessiert und dankbar für die Abwechslung, mit besonderem Interesse bei ausgewählten Exponaten, insgesamt aber mit dem Eindruck, dass hier etwas abgehoben eine abstrakte Sammlung vorgestellt wird, die nur in Bruchstücken und angedeutet das hält, was sie verspricht. 
 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 01. August 2018 um 23:02

Für mich klingt das nach Nepp und extrem langweilig.

MrsFraser kommentierte am 02. August 2018 um 08:37

Ja, 'Nepp' passt, das habe ich versucht, durch die Blume zu sagen. :) Extrem langweilig, das nicht. Interessant für einen Nachmittag. .

MrsFraser kommentierte am 02. August 2018 um 08:35

Rubeus natürlich, nicht Rubens!