Rezension

interessant, aber eigen

Vilma zählt die Liebe rückwärts -

Vilma zählt die Liebe rückwärts
von Gudrun Skretting

Vilma ist 35 und der Inbegriff einer alten Jungfrau. Sie lebt alleine und zurückgezogen in einem großen Haus, das sie früher mit ihrer Tante bewohnte. Ihre Arbeit als Klavierlehrerin macht sie nicht wirklich glücklich, sie hat viele sehr untalentierte Schüler und auch nicht gerade ein gutes Verhältnis zu allen Kollegen. Kein Wunder, nicht jeder kommt mir ihrer schrägen Art und Weise klar. Sie ist witzig und komisch, ohne es zu wollen, denn in mancherlei Hinsicht hat sie keine Ahnung von Leben. Wer sollte sich schon genauer mit der Bedeutung von Auberginen -Emotis herumschlagen?
Ihr monotones Leben wird auf den Kopf gestellt, als sie erfährt, dass ihr Vater, den sie nie kannte, sich auf den Weg zu ihr gemacht hat und dabei verstarb. Nun soll sie sich von ihm in der Autopsie verabschieden und sie erhält Briefe von ihm überreicht, von dem sie jeden Tag einen öffnen soll. Und nicht nur das stellt ihr Leben auf den Kopf, sie lernt dadurch den Pfarrer kennen, sowie den Pathologen. Beide beschäftigen sie sehr beziehungsweise sie jemanden. Und dann wäre da noch ein kleiner Junge, der bei ihr Klavierunterricht nimmt und sie Zuhause zum Üben besucht, da er Zuhause noch kein Klavier besitzt. Etwas, was Vilma total durcheinander bringt. Sie hat keine Erfahrung mit Kindern. Und doch, all das ändert Vilmas Leben von Grund auf.

Vilmas Geschichte ist wirklich besonders. Die Protagonistin ist so schrullig und schräg, dass man nicht weiß, ob man darüber lachen oder mit ihr weinen soll. Denn einiges in der Geschichte ist auch tragisch und traurig. Es wird meist ihre Wahrnehmung geschildert, die ja doch sehr subjektiv ist, und so ist es oft Aufgabe des Lesers/ der Leserin, sich selbst ein Bild zu machen. Dies macht das Buch zu keiner leichten Abendlektüre. Es ist ein Buch, wo man mitdenken muss, sich einlassen muss und die Charaktere versuchen muss zu verstehen. Auch auf zeitlicher Ebene spielt sich ja einiges durch die Briefe in der Vergangenheit ab, was man immer beachten muss, aber kein Problem war. Die Geschichte hat tragische Elemente, es geht zwischendurch um Krankheit und Tod, verpasste Chancen, aber auch um Umgang mit Andersartigkeit und Ticks. Für mich war es wirklich lohnenswert, in das Buch abzutauchen.