Rezension

interessant aber nicht so brisant wie erwartet

Die Beichte einer Nacht -

Die Beichte einer Nacht
von Marianne Philips

Bewertet mit 4 Sternen

Die Beichte einer Nacht zeichnet das Porträt einer Frau in einer Nervenheilanstalt, die eines Nacht das Bedürfnis hat, ihre Lebensgeschichte zu erzählen und sich der diensthabenden Nachtschwester anvertraut. Das Buch umreißt dabei zwei Abschnitte, die zwei Tage kennzeichnen. Das Buch ist also eher die Beichte zweier Nächte. Zu erwähnen ist dabei, dass das Buch vor fast 100 Jahren geschrieben wurde, die Themen im Buch aber nach wie vor aktuell sind.

Zum Inhalt: Heleen, die zur Überwachung in einer Nervenheilanstalt ist, findet eines Nachts keinen Schlaf und beschließt daraufhin der anwesenden Nachtschwerster ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Sie erzählt von ihren Eltern, die insgesamt 10 Kinder hatten, von denen Heleen die älteste war. Von ihr wurde daher erwartet im Haushalt zu helfen und sich um die jüngeren Geschwister zu kümmern. Da der Vater nach einem Unfall bettlägerig war, musste Heleen sich eine Anstellung suchen und wurde Näherin einem Modeatelier. Dort lernt sie einen älteren Vertreter kennen, der Gefallen an ihr findet und sie überredet zu ihm ins Hotel zu kommen. Weil Heleen erschöpft von den Zuständen zu Hause ist, willigt sie ihn. Im Anschluss wird sie seine Geliebte und zieht zu ihm in Stadt.

Im weiteren Verlauf des Buches erzählt Heleen von ihren Beziehungen, wie sie ihre jüngste Schwester nach dem Tod der Mutter zu sich holt und wie sie ihre große Liebe Hannes kennenlernt.

Dem Leser wird schnell klar, dass irgendwas vorgefallen sein muss. Heleen schweift im Verlauf der Geschichte immer wieder zu Hannes ab, ruft sich dann aber zur Räson, als müsse sie dieses Thema vermeiden und dürfe nicht zu viel verraten. An Ende erzählt sie dann aber doch von Hannes, ihrer Ehe und dem Unglück, das der kleinen Familie widerfahren ist.

Das Buch hat einen sehr eigentümlichen Schreibstil. Es ist ein endloser Monolog, unterbrochen nur von kurzen Ausrufen an die anwesende Krankenschwester, Anfangs ist das ganze noch etwas konfuser, wird aber zunehmend flüssiger, als Heleen einmal ins Reden kommt. Die Sprache ist teils etwas altbacken, was aber der Zeit geschuldet ist, in der das Buch spielt. Auch umschreibt Heleen alle sexuellen Andeutungen, als würde es sich nicht gehören die Sache beim Namen zu nennen. Trotzdem wird schnell klar, dass Heleen, die sich anfangs aufgrund ihrer Schönheit benutzt fühlt, schnell lernt daraus Profit zu schlagen.

Ich war mir beim Lesen immer unschlüssig ob mit ich Mitleid mit Heleen haben oder Abneigung ihr gegenüber empfinden soll. Ihre krankhafte Eifersucht macht si irgendwie unsympathisch und am Ende behält sie zwar Recht, meiner Meinung nach aber selbstverschuldet.

Ich hab das Buch an einem Tag durchgelesen, trotz des Schreibstils hat es sich für mich gut lesen lassen und ich wollte am Ende schon auch wissen, was Heleen enthüllt. Das Ende kam sehr abrupt, was aber zum Buch passt. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt, es ist aber kein Buch was einen mitreißt.