Rezension

Interessant, instruktiv und sehr unterhaltsam

Als Deutschland noch nicht Deutschland war - Bruno Preisendörfer

Als Deutschland noch nicht Deutschland war
von Bruno Preisendörfer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine Reise in die Goethezeit, die den Leser an der Seite von Zeitgenossen an die Hand nimmt und den Alltag der schnelllebigen Gegenwart vergessen lässt.

Als Deutschland noch nicht Deutschland war von Bruno Preisendörfer nimmt den Leser mit in die Goethezeit und lässt sie ihn aus den Augen vieler Zeitgenossen durch eine Unmenge von zeitgenössischen Zitaten Kants, E.T.A Hoffmanns, Herders und natürlich auch Goethes. Es arbeitet sich dabei durch die verschiedenen Lebensbereiche des alltäglichen Lebens der damaligen Zeit und öffnet dem Leser so sehr die Augen, wie es ihn zum Schmunzeln anregt.

So fährt man mit der Postkutsche über Land, betritt das Weimar des 18. Jahrhunderts, blickt in die Küchen und Schlafzimmer der Menschen und bekommt einen Einblick in das Familienleben samt zugehöriger Rollenverteilung. Das Buch besticht dabei durch sein schier unermessliches Detailreichtum und vor allem durch die sehr ausführliche Recherche, die durch ein großes Personenregsiter, numerischen und statistischen Eckdaten der Zeit sowie durch Zitatnachweise belegt wird. Der Leser bekommt durch die Vielzahl der eingebauten Zitate tatsächlich das Gefühl, ein Augenzeuge zu sein und er vermag dadurch, die Schnelllebigkeit der gegenwärtigen Zeit, gegen die Turbulenzen und unkomfortablen Zustände der damaligen Zeit zu tauschen.

Einzig zu bemängeln wäre, dass an einigen Stellen weniger manchmal tatsächlich mehr gewesen wäre. Einige Personen, deren Zitate verwendet wurden, sind wahrscheinlich nur Hardlinern der Epoche bekannt und daher kann es für den Laien schwierig sein, allen zu folgen und die Tragweite dahinter zu erkennen. Dies trübt jedoch den Gesamteindruck nicht signifikant, so dass dieses Buch für Interessenten der Goethezeit geeignet ist, den Alltag zu vergessen und auf den Leser verreisen zu lassen, ohne aus dem Sessel aufstehen zu müssen. Und sollte nicht genau das der Sinn eines jeden Buches sein?