Rezension

Interessant und faszinierend

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer - Alex Capus

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer
von Alex Capus

Ein wirklich interessantes Buch, in dem Alex Capus meisterhaft das Leben und die bekannten Fakten von drei geschichtlich äußerst sehr interessanten, aber nur bedingt der breiten Masse bekannten Persönlichkeiten fiktiv ausschmückt.

Inhalt
Das Buch hat gleich drei Hauptpersonen, wie der Titel bereits vermuten lässt. Schlüsselgedanke ist eine mögliche Begegnung der drei am Züricher Bahnhof im Jahr 1924, die aber - wie Begegnungen im Bahnhof nun einmal so sind - keinerlei Auswirkungen oder Nachwirkungen auf das weitere Leben der drei hat, da sie nur sich flüchtig begegnende Reisende sind.

Zum Zeitpunkt dieses fiktiven Treffens ist Laura d'Oriano 13 Jahre alt und träumt davon, eine bessere Sängerin als ihre Mutter zu werden, die Erfolg haben wird ohne ihre körperlichen Reize zur Schau stellen zu müssen. Der Schweizer Felix Bloch ist 19 Jahre alt und steht kurz vor dem Studium. Sein Vater drängt ihn dazu, Maschinenbau zu studieren, aber Felix will das eigentlich nicht, unter anderem deswegen, weil er nicht seinen Teil zum Aufrüsten in Europa beitragen will. Schließlich gibt es noch den Maler Emile Gilliereon, der auf den Weg an den Genfer See ist, um dort die Asche seines verstorbenen Vaters zu bestatten. Emile ist - wie sein Vater bereits vor ihm für Heinrich Schliemann - als Zeichner für einen berühmten Archäologen, Arthur Evans, tätig.

Das Buch verfolgt immer im Wechsel diese drei Einzelschicksale und zeigt, wie aus diesen dreien, wie der Buchtitel ja schon verrät, "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer" wurden.

Meine ausführlichere Meinung
Dies war mein erster Capus-Roman und sicherlich nicht mein letzter. Der Schreibstil war wunderschön zu lesen und dank der tollen Beschreibungen konnte ich mir wirklich alles bildlich vorstellen, obwohl ich zum Beispiel selbst noch nie auf Kreta gewesen bin. 

Ich gebe zu, dass mir von den drei Personen, die im Buch vorgestellt werden, nur Felix Bloch ein Begriff war. Da ich aber geschichtlich sehr interessiert bin, fand ich es spannend, so viel über diese drei Personen erfahren zu dürfen. Ich habe den Eindruck, dass Capus sehr viel und gründlich recherchiert hat. Dies ist wirklich sehr beeindruckend und auch komplexe Themen, wie etwa die wissenschaftlichen Leistungen Blochs, wurden mir verständlich dargestellt. 

Schön finde ich auch den Gedanken, dass sich diese drei vielleicht wirklich im Jahr 1924 im Züricher Bahnhof begegnet sein könnten und wie diese, obwohl sie ja allesamt andere Pläne für ihr Leben hatten, sich doch - nicht zuletzt wegen der Lebensumstände bzw. wegen des drohenden Zweiten Weltkrieges - letztendlich in eine ganz andere Richtung weiterentwickelt haben.

Um dieses Buch aber zu einem vollendeten Lesegenuss für mich zu machen, fehlt mir leider der rote Faden. Denn abgesehen von dieser einen fiktiven und zufälligen Begegnung am Bahnhof liest man eigentlich drei Geschichten, nicht einen Roman. Zudem konzentriert sich der Autor sehr auf Fakten und äußere Lebensumstände; eventuelle Gefühle und wichtige Bezugspersonen, vor allen Dingen die Familie und Ehepartner, werden nur kurz erwähnt. Für meinen Geschmack hätte der Autor hier ruhig etwas mehr wagen können, denn so war es doch mehr ein Sachbuch in Erzählform als ein Roman für mich.

Fazit
Dieses Buch ist definitv eine Leseempfehlung für all diejenigen, die geschichtlich und an Biografien interessiert sind. Es ist meiner Meinung nach jedoch mehr ein Sachbuch in Erzählform als ein Roman, denn die Fakten stehen im Vordergrund und es sind eigentlich drei Einzelgeschichten/-schicksale, die nicht wirklich - weder real noch fiktiv - etwas miteinander zu tun haben.