Rezension

Interessant, wendungsreich und nervenzehrend

Böses Kind - Martin Krist

Böses Kind
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Martin Krist hat es mit seinem fesselnden und fließenden Schreibstil sofort wieder geschafft mich restlos in den Bann zu ziehen.
Er schreibt kurz, präzise, ohne Schnörkel und so sind auch seine Kapitel, wodurch ich förmlich durch dieses Buch gerast bin.
Die Atmosphäre empfand ich dabei als düster, kühl und geheimnisvoll. Die Berechnung, Verbitterung und die Dramatik ist förmlich greifbar.
Er liefert eine vielschichtige Story, die es in sich hat und das wahre Grauen aufbietet, was man sich nur vorstellen kann.
Es könnte mitten aus dem Leben gegriffen sein und gerade deshalb nimmt es letztendlich auch so mit.

Wie bei allen seiner Bücher, musste ich mir auch hier vorab erstmal einen Überblick verschaffen. Denn man erfährt verschiedene Handlungsstränge.
Zum einen lernt man Henry Frei und seine Kollegen kennen und begleitet sie bei ihren Ermittlungen und zum anderen lernt man die überforderte Mutter Suse kennen und nimmt Anteil an ihrem Schicksal.
Dabei erfahren wir die Perspektiven von Henry Frei und Suse.
 Der Kommissar hat mir sofort sehr gut gefallen, er ist greifbar , authentisch und sammelte schnell Sympathiepunkte bei mir. Er ist mal ein ganz normaler Ermittler, der ohne Lasten auskommt und gerade deshalb wirkt er auch erfrischend auf mich.
Und obwohl man doch einiges über ihn erfährt, bleibt doch auch noch vieles ungesagt und es schwelen einige Geheimnisse an der Oberfläche.
Geheimnisse die ich unbedingt  ergründen und aufdecken möchte. Es ist jedoch bereits schon jetzt klar, das diese Reihe ein hohes Potenzial in sich birgt und ich bin schon jetzt wahnsinnig gespannt, was da noch auf uns wartet.
Daneben lernen wir auch Suse und ihr Leben reltaiv gut kennen. Überfordert, mit den Nerven am Ende, quält sie sich mehr schlecht als recht durch den Alltag. Es gab nicht selten Momente , da hätte ich am liebsten eingegriffen und ihr mal gehörig den Kopf gewaschen. Bis zu einem gewissen Grat kann man es durchaus nachvollziehen und verstehen. Denn wir alle geraten mal an unsere Grenzen, aber das ist auch irgendwann ausgereizt. Ich wusste nie , wie ich Suse einschätzen sollte.
Glauben , Unglauben.
Sie ist wahrlich kein einfacher Charakter und demnach fiel es mir auch wirklich schwer, sie ins Herz zu schließen. Ich konnte dennoch ihre Sorgen und Probleme gut verstehen und mich auch ein Stück weit in sie hineinversetzen. Mit ihr bangen und fühlen.
Es ist schrecklich , wenn das eigene Kind verschwindet und man der Verzweiflung näher als der Wut ist.
Man nicht mehr aus noch ein weiß und einfach das komplette Leben aus den Fugen gerät.
Doch ich kann nicht bestreiten, das sie mich doch in manchen Situationen überrascht , aber auch schockiert hat. Eine Wendung, mit der ich in dieser Form nicht gerechnet hatte. Was durchaus gelungen ist.

Die Handlung selbst ist sofort spannungsgeladen, besonders die ersten Szenen hatten es wirklich in sich und man musste einfach ergründen , was es damit auf sich hat.
Martin Krist betätigt sich keiner brutalen oder blutigen Beschreibungen, er setzt da an, wo es wirklich weh tut. In der Seele und was das Ganze mit sich zieht.
Geschickt hat er die einzelnen Handlungsstränge aufgebaut und das Tempo dabei immer weiter gesteigert. Daneben bringt er noch einzelne Szenen ein, die nervenzehrend und schockierend sind. Zudem wird die Neugier immer mehr geschürt und man möchte unbedingt wissen was dahintersteckt.
Mit gezielten Wendungen hat er es geschafft, das ich mir nie sicher sein konnte, wer tatsächlich dahintersteckt. Man rätselt immer wieder hin und her und kommt doch auf keinen richtigen und greifbaren Nenner.
Die Ermittlungsmethoden haben mir sehr gut gefallen, ich konnte eifrig mitermitteln und dabei auch meinen eigenen Überlegungen folgen.
Seine Charaktere sind vielschichtig gestaltet, authentisch und absolut greifbar.
Er verbindet hier verschiedene ernste Themen die gut ausgearbeitet und gekonnt in Szene gesetzt sind. Unweigerlich stimmt das Ganze auch nachdenklich.
Im zweiten Teil des Buches wird es richtig rasant und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Ich war gefangen zwischen Panik, Unglauben und Fassungslosigkeit.
Die Blickwinkel verschoben sich merklich und plötzlich war nichts mehr offensichtlich.
Eine Wendung jagte die nächste und an Luft holen war gar nicht mehr zu denken.
Das Ende hat mir gut gefallen, war aber auch echt gemein. Ich hätte am liebsten schreien mögen, weil ich jetzt nicht weiterlesen kann.
Jetzt bin ich einfach nur unheimlich gespannt, wie es im nächsten Band weitergeht und kann es kaum abwarten, bis es endlich wieder soweit ist.

Fazit:
Mit dem Auftakt um Kommissar Henry Frei legt Martin Krist die Messlatte schon ziemlich hoch.
Kurz, präzise und ohne jede Schnörkel,ganz wie man ihn kennt.
Dabei setzt er seine Themen sehr gut um und versteht es zudem noch den Leser zum nachdenken zu bringen.
Ohne Blut und Brutalität wird der Leser immens gefordert , so das man gar nicht mehr von den Seiten loskommt.
Interessant, wendungsreich und nervenzehrend.
Er bietet hier eine vielschichtige Handlung, die vor allem durch die Wendungen und dem dahinter sehr beindruckt.
Für mich wieder ein absolut geniales Werk, das mich beschäftigt, aber auch emotional berührt hat.
Ich fiebere schon jetzt den Folgeband entgegen.
Als großer Fan seiner Werke, kann ich ihn einfach nur komplett empfehlen.
Auch hier hat er mich wieder restlos begeistert, überzeugt und um den Schlaf gebracht.