Rezension

Interessante Biographie über das harte Leben im Griechenland der 1950er

Wie ein Esel mit Holz
von Heike Trojnar

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Die fünfjährige Kyra wächst Ende der 1950er Jahre in einem kleinen Dorf in Zentralmakedonien auf. Die Familie ist arm und lebt von der Hand im Mund. Der harte Alltag wird noch zusätzlich erschwert durch den tyrannischen Familienvater, der zu viel trinkt und gewalttätig ist.

Als junge Erwachsene entflieht Kyra dem Elternhaus und versucht ihr Glück als Gastarbeiterin in Deutschland. Dort verliebt sie sich in einen deutschen Arbeitskollegen, von dem sie schwanger wird. Doch auch in der Liebe scheint ihr kein Glück beschieden... 

 

Meine Meinung:

„Wie ein Esel mit Holz“ erzählt die Lebensgeschichte der Kyra Anassaros (später: Kyra Tsiounkolou) von ihrem fünften Lebensjahr an bis zu ihren Erlebnissen als junge Frau, die als Gastarbeiterin nach Deutschland kommt. Man erfährt viel über das harte Leben auf dem Land, das Kyra und ihrer Familie alles abverlangt. Schon als kleine Kinder müssen sie und ihre Geschwister die Mutter wochenlang als Erntehelfer begleiten und schwere körperliche Arbeiten verrichten, wodurch sie auch oft den Schulunterricht versäumen. Neben dem ohnehin harten Leben leidet die Familie unter dem herrschsüchtigen Vater. Auch später in Deutschland hat Kyra wenig Glück.

Es handelt sich um einen autobiographischen Roman, den Heike Trojnar aus Erzählungen der Protagonistin rekonstruiert hat. Dies war auch ausschlaggebend für mich, dieses Buch lesen zu wollen, da ich sehr gerne Biographien lese und auch ein gewisses Interesse an der griechischen Kultur habe. Ich hätte mir im Buch gerne, z. B. in einem Vorwort, Informationen dazu gewünscht, wann die Autorin in welchem Zusammenhang mit der echten Kyra Tsiounkolou zusammengetroffen ist. Auch das Nachwort, in dem auf einer halben Seite kurz zusammengefasst wird, wo Kyra, ihre Geschwister und Kinder heute leben, hätte ich gerne ausführlicher gehabt. Die Geschichte endet irgendwann in den 70ern oder 80ern, und mich hätte Kyras weitere Lebensweg doch sehr interessiert.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, stellenweise eher einfach gehalten, aber auch mit Liebe zum Detail gerade in den Beschreibungen von Orten. Man kann sich die griechische Landschaft wirklich gut vorstellen. Auch die verschiedenen Charaktere werden ausführlich vorgestellt, allen voran natürlich Kyra. Ich kann nicht behaupten, dass ich eine richtige Beziehung zu ihr aufbauen konnte oder sie mir sehr sympathisch war, aber sie ist schon eine interessante und starke Persönlichkeit.

Negativ ins Auge gefallen sind mir jedoch die zahlreichen Fehler im Buch. Viele Tipp-, aber auch Grammatik- und Satzzeichenfehler (v.a. bei der wörtlichen Rede) haben bei mir den Lesespaß etwas getrübt. Mir ist klar, dass sich nicht jeder Autor bzw. kleine Verlag ein teures Lektorat leisten kann, aber es würde sicherlich schon helfen, hier einen aufmerksamen Leser nochmal drüberschauen zu lassen, um wenigstens die gröbsten Schnitzer auszumerzen.

„Wie ein Esel mit Holz“ ist eine kurzweilige Biographie über eine interessante Persönlichkeit, in der man viel über die griechische Kultur und das Leben erfährt.

Kommentare

Anchesenamun kommentierte am 25. Mai 2015 um 22:48

Korrektur: Es ist natürlich kein autobiographischer Roman, sondern ein biographischer. (Kann man eigentlich Rezis auch noch später abändern?)