Rezension

Interessante Einblicke

Die Muse von Wien - Caroline Bernard

Die Muse von Wien
von Caroline Bernard

Bewertet mit 4 Sternen

Aufgewachsen im Hause des Mahlers Carl Moll ist Alma Schindler doch wesentlich geprägt von ihrem viel zu früh verstorbenen Vater Emil Schindler. Dieser schmerzlich vermisste Mann vermachte seiner Tochter die Liebe zu Farben, Stimmungen und der Kunst im Allgemeinen. Das musikalische Talent ihrer Mutter zeigt sich in Almas beachtenswertem Klavierspiel. Ihre besondere Leidenschaft gilt jedoch dem Komponieren. Ihre relativ unbeschwerte Jugendzeit genießt Alma mit allerlei Vergnügungen wie z. B. Opernbesuchen, Ausstellungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen. Schön, gebildet, oft ruhelos und eigenwillig erobert Alma Wien. Ihrer immer wiederkehrenden Trauer um den geliebten Vater setzt sie die Musik entgegen. Eine Wende in ihrem Leben tritt mit der Bekanntschaft des Hofoperndirektors Gustav Mahler ein. Schon lange fasziniert von dem viele Jahre älteren Musikgenie findet Alma in ihm die Liebe ihres Lebens. Trotz Hindernissen, Entbehrungen und Einwänden wird Alma viele Jahre mit ihm verbringen. Höhen und Tiefen durchleben, Faszination spüren, vergebenen Chancen nachtrauern aber auch Glück und Erfüllung in ihrer Hingabe finden. Neue Wege beschreiten und in Abgründe stürzen.

Die Autorin erzählt anschaulich  Alma`s Leben um die Jahrhundertwende aus der vielfältigen Stadt Wien. Geboren in die Welt der Kunst, der Unbeschwertheit und teils umwälzender Ideen jener Zeit findet Alma ihren Weg. Charakteristische Merkmale der Stadt wie das Sachers, bedeutende Museen und Plätze leben vor meinem geistigen Auge auf. Neben der üblichen Sommerfrische jener Zeit, der sich ändernden Mode und dem Wandel des Zeitgeistes erlebt der Leser auch Veränderungen Almas von der Leichtigkeit der Jugend zu einer besorgten Frau und liebenden Mutter. Noten, Töne, Musik...das durchzieht ihr Leben ständig.

Die Erzählung ist geradlinig aufgebaut, zeigt Einblicke und Vermächtnisse in die Welt der Musik und Malerei des Jugendstils. Viele namhafte Künstler und Berühmtheiten begegnen Alma und manche Eigenheiten kommen zur Sprache. Der Leser reist mit dem Ehepaar unter anderem nach New York und wird mit dem Antisemitismus gegenüber Juden konfrontiert. Mit dem Tode Gustav Mahlers im Jahre 1911 endet dieses Buch.
Somit liegt der Focus der Geschichte auf Jugendzeit und Ehe Alma Schindlers, bzw. Mahler. Eine Frau mit eigenen Talenten, die sich der Hingabe der Musik verschrieben hat. Aus Liebe zu ihrem Mann stellt sie ihre eigenen Ideen hinten an, inspiriert Gustav zu erstaunlichen Leistungen und schenkt ihm die Ruhe und Kraft seine Werke zu schaffen.

Der Lebensrückblick von Caroline Bernard erhält von mir vier Sterne. Die Erzählung ist anschaulich, konnte mich aber nicht so packen das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Mir hat die Stimmung, der Zeitgeist gut gefallen, doch leider habe ich manche Stellen als langatmig und nicht fesselnd empfunden.