Rezension

Interessante Ermittler und idyllischer Krimi

Dunkel Land
von Roxann Hill

Bewertet mit 4.5 Sternen

Verena Hofer ist mit ihrer Nichte, um die sie sich nach dem Tod ihrer Schwester kümmert, unterwegs zu einem neuen Job. Sie soll sich für 3 Monate um den Neffen ihrer reichen Auftraggeberin kümmern und auch die literarische Bildung im Auge behalten. Sie erwartet einen kleinen Jungen, muss dann aber überrascht feststellen, dass Dr. Carl von Wuthenow ihr Schützling ist. Der geniale, arrogante Kriminalist erholt sich von einem Schuss, der sein Kurzzeitgedächtnis teilweise lahmgelegt hat. Er kann sich jeden Morgen nicht mehr dran erinnern, was ihm in den letzten Tagen passiert ist. Auch wenn der Auftrag nicht so ist wie geplant, Verena braucht das Geld und ihre Nichte fühlt sich auf dem riesigen Anwesen mit Kinderbetreuung sehr wohl. Da sie ihrem Schützling nicht von der Seite weichen darf, muss sie ihn wohl oder übel bei der neuesten Mordermittlung Unterstützungen. Eine ziemlich schlimm zugerichtete Leiche eines Jungen wird gefunden und die Spuren weisen in die rechte Szene. Während Verena noch mit dem Anblick der Leiche zu kämpfen hat und sich fragt, wie sie in diese Situation geraten ist, ist sie auch schon eine wichtige Stütze von Profiler Dr. Carl von Wuthenow, der ohne sie (und damit ohne Kurzzeitgedächtnis) nicht in der besten Verfassung wäre. Und dann will sie ihm auch nicht mehr so wirklich von der Seite weichen…

Stil, Machart, Meinung

Das Cover ordnet dieses Buch als Kriminalroman ein. Das finde ich auch gerechtfertigt, denn auch wenn die Morde und die Geschwindigkeit am Schluss schon eine Menge von einem Thriller haben, nehmen die Geschichten der einzelnen Personen sehr viel Raum ein. Das neue Ermittlerpaar und die jeweiligen Schicksale nehmen genau so viel Raum ein wie die Geschichte einiger anderer Personen der Geschichte sowie andere soziale Gegebenheiten. Manchmal tritt der Mordfall ein wenig in den Hintergrund.

Erfrischend finde ich, dass Verena Hofer total ins kalte Wasser geworfen wird. Wir haben hier einen erfahrenen Experten und einen absoluten Anfänger. In manchen Büchern sind die Anfänger ja gleich so abgewi***t wie ein Kommissar mit 40 Dienstjahren, der schon alles gesehen hat. Das finde ich oft ein wenig unrealistisch. In dieser Geschichte fragt sich die Anfängerin regelmäßig, wie sie eigentlich in die ganze Sache rein geraten ist und die Geschehnisse sind so erschreckend, wie sie im realen Leben auch sind. Auch als erfahrener Krimileser habe ich in meinem Leben noch keine Leiche gesehen und keinen Mordverdächtigen getroffen und bin so auch mal wieder auf den Boden der Tatsachen geholt worden (auch wenn das ein fiktiver Kriminalroman ist..).

Die Schreibe gefällt mir, trotz einer etwas entschleunigten Erzählweise war mir nie langweilig, auch die kleinen Nebensächlichkeiten passten gut ins Bild und haben mich interessiert.

Die Beziehung der beiden Ermittler, die Nebenfiguren auf dem Gut und die Gedächtnisprobleme des Profilers machen unbedingt Lust auf mehr. Ich mag das etwas gemächlichere Tempo, die Wendungen bei der Auflösung des Verbrechens und Sicht der Autorin auf Kleinigkeiten und Probleme durch die Figuren. Einen zweiten Band würde ich mit unbedingt zulegen, ich freue mich schon und frage mich, wie es mit den beiden Hauptpersonen weitergeht.

Fazit

Ich vergebe 4,5 Sterne und möchte unbedingt den nächsten Band dieser Reihe lesen. Als Zielgruppe würde ich vielleicht etwas eher Frauen als Männer sehen, da auch eine romantische Geschichte im Rahmen dieses Kriminalromans erzählt wird.