Rezension

Interessante Ermittlerkombination

Blumenkinder - Meike Dannenberg

Blumenkinder
von Meike Dannenberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich lese gern Krimis und vor allem Krimireihen. Dieses Buch ist der Auftakt einer neuen Krimi-Reihe und da der erste Fall in Lüneburg, das zwar nicht nah dran ist an meinem Wohnort, aber auch nicht allzu weit entfernt, spielt, bin ich neugierig geworden.
Dieses Buch unterscheidet sich von dem „Standard-Krimi“, denn es gibt hier keinen klassischen Ermittler, der in seinem eigenen Territorium ermittelt. Die beiden Hauptcharaktere sind die BKA-Sonderermittlerin Nora Klerner und  der Profiler des LKA Niedersachsens Johan Helms. Beide werden zu einem Fall hinzugezogen, bei dem ein Mädchen zunächst vermisst und anschließend tot aufgefunden wurde. Das Besondere daran ist die Art, wie die Tote drapiert war. Als nach vier Wochen keine Ermittlungserfolge vorzuweisen waren, wurden die beiden Hauptcharaktere dazu gebeten. Nora ist vor allem für die Zusammenarbeit mit der tschechischen Polizei zuständig, denn auch dort wurde ein Mädchen tot aufgefunden, das auf dieselbe Art gebettet wurde. Doch als noch ein Mädchen vermisst wird und eine weitere Leiche auftaucht, belassen es Nora und Johan nicht bei einfacher Büroarbeit, sondern unterstützen die Ermittlungsarbeiten aktiv.
Da die beiden Protagonisten keine Mitglider des Kommissariats in Lüneburg sind, sondern nur zu Gast, ergeben sich interessante Entwicklungen für die Geschichte: Zum einen beginnt die Geschichte sofort, da die Ermittlungen ja schon lange laufen, als die beiden dazu stoßen, zum anderen sind die meisten alles andere als erfreut Kollegen „von außen“ miteinbeziehen zu müssen und so haben sie eine Sonderrolle. Das hat jedoch den Vorteil, dass sie andere Ermittlungswege gehen können, was jedoch nicht gern gesehen wird bei den alteingesessenen, vor allem deswegen, weil Noras Entdeckungen alle voranbringen.
Diese Konstruktionsweise bietet viel Potential für weitere Teile einer Serie, da die Protagonisten so ja noch in vielen Städten Niedersachsens zum Einsatz kommen könnten und es so nicht langweilig wird. Ich erhoffe mir im Verlauf der Serie Fälle in der Umgebung meines Wohnortes, aber auch an der Küste  oder auf einer der Inseln. Niedersachsen hat so viele schöne Ecken, die Schauplatz eines Romans sein könnten!
Der Fall hat mir gut gefallen. Zwar war die Auflösung letztlich nicht ersichtlich und somit für den Leser nicht selbst zu erschließen, dennoch war das Hin und Her und das Verfolgen der vielen Spuren interessant zu lesen, vor allem weil doch immer wieder Querverbindungen und neue Verdachtsmomente auftauchten. Dass die Ermittlungen auch in die Richtung einer Art Hippie-Sekte verliefen fand ich besonders spannend.
Die Charaktere haben mich (noch) nicht überzeugt. Der Großteil der Geschichte wird aus Noras Sicht beschrieben und trotzdem bleibt sie recht undurchsichtig. Es wird recht schnell klar, warum sie diese Position bei der Kriminalposition einnimmt und nicht sesshaft in einem Kommissariat arbeitet: Sie hat ein großes Problem, das in ihrer Vergangenheit wurzelt. Daran denkt sie sehr oft, so dass der Leser mitbekommt, dass da was verborgen ist, jedoch wird in diesem Buch noch nicht aufgeklärt, worum es sich tatsächlich handelt. Wobei ich bereits eine Vermutung habe. Wegen dieser Begebenheit ist Nora psychisch nicht ganz auf der Höhe und stürzt sich in die Arbeit und bleibt lieber für sich. Zu Johan hat sie zwar Vertrauen und arbeitet produktiv mit ihm zusammen, dennoch bleibt sie eine Einzelgängerin. Daraus hätte die Autorin eine unheimlich interessante Figur spinnen können, doch trotz der Ecken und Kanten die Nora hat, bleibt sie dennoch seltsam blass, da sie kein Privatleben hat. Der Leser weiß schlicht nichts von ihr und das empfinde ich als schade, denn das gibt einem Krimi mehr Atmosphäre. Gegen Johan kann man eigentlich nichts sagen, doch auch er bleibt als Charakter sehr blass, da seiner Perspektive nicht so viel Raum gelassen wird wie Noras. Auch von ihm und seinem Privatleben hätte ich gern mehr erfahren, obwohl der Leser mehr von diesem mitbekommen hat.
Der Schreibstil der Autorin passt gut zu dem Fall und ließ sich angenehm lesen, was diesen Krimi, der trotz charakterlichen Schwächen zu einem guten Unterhaltungsroman macht. Ich bin gespannt, wohin Nora und Johan als nächstes beordert werden und ob der Leser endlich Noras Geheimnis erfährt.

Fazit: Im Krimi Blumenkinder gibt es statt eines Ermittlerduos aus einem Kommissariat eine für mich ganz neue Zusammenstellung: Nora, eine Sonderermittlerin vom BKA und Johan, ein Profiler vom LKA Niedersachsen werden zu einem Fall in Lüneburg dazu gebeten, da die ansässigen Ressourcen nicht ausreichen. Diese beiden sind die Hauptcharaktere in dieser neuen Krimi-Reihe. Die Konstruktion des Falles und der gesamte Aufbau der Geschichte haben mir gut gefallen. Das Finale war spannend. Allerdings hätte man aus dem Potential der Figuren noch mehr herausholen können. Ihr Privatleben spielte kaum eine Rolle und so blieben sie recht blass. Zudem scheint Nora ein psychisches Problem zu haben, welches in einem Ereignis in ihrer Vergangenheit wurzelt, aber noch nicht in diesem Auftaktband aufgeklärt wird. Doch nicht nur deswegen bin ich schon auf die Fortsetzung gespannt. Ich würde mich sehr freuen, wenn noch andere Schauplätze Niedersachsens in dieser Reihe in den Mittelpunkt rücken würden.