Rezension

Interessante feministische Dystopie

The Power - Naomi Alderman

The Power
von Naomi Alderman

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Rezension basiert auf der englischen Ausgabe des Buches! 

Für Die Gabe wurde Naomi Alderman der renommierte Baileys Women's Prize for Fiction verliehen.

Triggerwarnung: Vergewaltigung, Folter

Worum es geht: 

Tunde ist verliebt und will einfach nur paar Stunde mit Enuma am Pool verbringen. Während sie sich näher kommen bekommt er einen Stromschlag ab, und ist sich sicher, der kam von ihr. 
Roxy hätte gar nicht im Haus sein sollen, als ihre Mutter getötet wird, doch das geschehene lässt auch sie eine neue Kraft in sich entdecken. Über Nacht erwacht die Gabe in jungen Mädchen, die Kraft Stromschläge aus den Hände aussenden zu können. 
Vier Figuren lotsen den Leser durch 10 Jahre der Entdeckung, Erklärung und Kampf um die neuen Macht. Ein Ereignis welches das Leben aller Menschen weltweit für immer verändern wird. 

Meine Meinung: 

Das stärkere Geschlecht ist neuerdings die Frau. Und nach Jahren der Unterdrückung sind die sehr wütend. In kürzester Zeit entstehen weltweit Aufstände, in denen Frauen um ihr Recht und Vergeltung kämpfen. 
Aber auch Mütter die um den Schutz ihrer Tochter kämpfen. So wie Bürgermeisterin Cleary, welche erst aus Angst um die Sicherheit ihrer Tochter beginnt sich politisch stärker einzusetzen. Alley versucht es auf eine ganz andere Art. Als Mother Eve verkündet sie das Wort der Göttin, der Stimme in ihrem Kopf. Während sich ein ganzer Staat neu aufsetzt, wächst ihre Anhängerschar der religiösen Fanatisten. 

"Are you trying to tell me there’s literally no right choice here? The voice says: There’s never been a right choice, honeybun. The whole idea that there are two things and you have to choose is the problem.”

Die starke Story zu Beginn, welche mich eigentlich gleich im Bann hatte, verliert sich von Seite zu Seite mehr in Gewaltverherrlichung. Das "Was wäre wenn" Szenario in dem  Frauen stärker wären endet in dem Fazit, dass die Welt in Krieg und Chaos untergehen würde. Jede Frau würde ja natürlich ihre Kraft einsetzen um alles und jeden zu foltern, weil keine Frau ihre Gefühle unter Kontrolle hat. Natürlich würden alle Männer entweder getötet oder Vergewaltigt werden, sobald das weibliche Geschlecht ein wenig stärker wäre. Macht total Sinn. Auf die Frage wieso, antwortet ein Protagonist "Weil sie es können." allerdings auf alle Menschen bezogen. Der Mensch ist von Natur aus ein Monster. 

“It doesn't matter that she shouldn't, that she never would. What matters is that she could, if she wanted. The power to hurt is a kind of wealth.”

Vor allem im letzten Drittel wird an Gewalt nochmal ordentlich nachgelegt. Wer Probleme mit explizit beschriebener Folter hat, sollte von diesem Buch die Finger lassen.
Den Stil mochte ich jedoch sehr. Man kann nicht anders als weiterlesen und man möchte unbedingt erfahren wie es weitergeht, selbst wenn man weiss, dass es nur noch schlimmer werden kann. Für mich hat das Buch in der Mitte geschwächelt, das Ende fand ich dafür aber wieder mitreissend. Vor allem die abschliessenden Briefe, waren ein Highlight. Satire auf höchsten Niveau. 
Alles im allem war The Power eine tolle Lektüre, mit der ich auch meine Probleme hatte, aber letztendlich mit Motivation bis zum Schluss gelesen hatte. Ich bin nicht ganz Aldermans Meinung, aber über ihre erschaffene Welt werde ich noch länger nachdenken.  

“There is a noise that is different to grief. Sadness wails and cries and lets loose a sound to the heavens like a baby calling for its mother. That kind of noisy grief is hopeful. It believes that things can be put right, or that help can come. There is a different kind of sound to that. Babies left alone too long do not even cry. They become very still and quiet. They know no one is coming.”