Rezension

Interessante Geschichte mit ein paar Längen

Der englische Liebhaber - Federica De Cesco

Der englische Liebhaber
von Federica de Cesco

Bewertet mit 5 Sternen

Münster: Der Zweite Weltkrieg ist vorbei, die Stadt wie so viele zerstört, es herrscht Armut und Elend. Anna versucht ihre Familie zu unterstützen und arbeitet als Übersetzerin. Dort lernt sie Jeremy kennen und lieben. 
Jahrzehnte später stirbt Anna und hinterlässt ihrer Tochter zahlreiche Aufzeichnungen und Erinnerungen an ihre Geschichte. 
Schon der Klappentext weckte Erwartungen und die wurden zunächst einmal nicht so ganz erfüllt, denn mit Charlotte beginnt die Geschichte, dem Kind einer verbotenen Liebe, welches ganz schön zu leiden hatte in seiner Kindheit. Vielleicht ist sie deshalb so „speziell“ geraten, dachte ich schon, in jedem Fall konnte ich zu Beginn so gar nichts mit ihr anfangen und befürchtete, dass die anderen Charaktere vielleicht ähnlich speziell sein könnten. Doch weit gefehlt- zum Glück! Denn es wird auf interessante und spannende Weise eine Familiengeschichte erzählt, die es wirklich in sich hat. 
Die Geschichte war interessant und gut eingeflochten in die politischen und gesellschaftlichen Strukturen nach dem zweiten Weltkrieg. Der Beginn war jedoch recht schleppend und ich war auch nicht so zu begeistern, bis Anna selbst ihre Geschichte mit Tagebucheinträgen, Briefen und Dokumenten schildert. Zwischendurch gab es auch immer wieder einmal Sequenzen, die mich nicht ganz so packen konnten, aber schwerwiegend ist das bei dieser runden Geschichte mit einer schier unglaublichen Tiefe und interessanten Charakteren nicht. Dafür gab es auch Momente, die mich ganz schön schlucken ließen… Es macht nachdenklich, es bedrückt, es erklärt und bewegt – alles das was ein gutes Buch mit seinem Leser machen sollte. 
Die Autorin hat sich mit dem Schicksal ihrer Tante belletristisch auseinandergesetzt und mich ziemlich überzeugt, wenn ich auch bei mancher Länge in der Geschichte so meine Schwierigkeiten hatte das Lesen wieder aufzunehmen!