Rezension

Interessante Geschichte seicht erzählt

Alles, was wir sind - Lara Prescott

Alles, was wir sind
von Lara Prescott

Bewertet mit 3 Sternen

Wir befinden uns in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Boris Pasternak schreibt seinen großen Roman „Doktor Shiwago“. Die Sowjetunion stuft diesen schon vor Beendigung als Kritik am Regime ein. Daher versucht das Regime in Moskau Pasternak zuerst einzuschüchtern, indem sie seine Geliebte Olga Iwinskaja ins Arbeitslager stecken. Doch der Schriftsteller sieht in diesem Roman seine Lebensaufgabe, von der er sich nicht abbringen lässt. Nach Vollendung wird ihm durch Moskau die Veröffentlichung untersagt. Dieses Verbot gilt weltweit. Nachdem Pasternak das Manuskript in ausländische Hände gibt, stuft das CIA „Doktor Shiwago“ als Waffe ein, um Zwietracht innerhalb der Sowjetunion zu schüren…

Lara Prescott hat sich einen interessanten, auf Tatsachen beruhenden Stoff für ihren ersten Roman ausgesucht. Hierfür hat sie viele Jahre mit Recherchen in mehreren Ländern zugebracht.

Spannend finde ich ihre Darstellung des CIA von innen. Wir treffen auf eine von Männern dominierte Welt, in der Frauen, bis auf wenige Ausnahmen, Schreibkräfte oder Ehefrauen sind. Dieser Verein besteht aus machtbesessenen, homophoben und frauenfeindlichen Männern.

Ebenso faszinierend fand ich den Einblick ins Leben der Geliebten Pasternaks, Olga Iwinskaja. Sie macht den Schriftsteller zum Mittelpunkt ihrer Welt und alles andere, wie die eigenen Bedürfnisse oder ihre Kinder haben sich dem unterzuordnen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und das Buch lässt sich gut lesen. Doch mir ist die Sprache insgesamt zu seicht, zu trivial. Immer wieder fühlte ich mich an die Bücher erinnert, die ich aus dem Bücherregal meiner Eltern gelesen habe. Einfache Belletristik der 60er und 70er Jahre.

Mein Fazit: Man kann das Buch lesen, weil die Geschichte um Pasternak und „Doktor Shiwago“ interessant ist. Aber man muss dieses Buch nicht unbedingt lesen, da es nicht der ganz große Wurf ist.