Rezension

Interessante Geschichtsstunde aus Island

Graue Nächte - Arnaldur Indriðason

Graue Nächte
von Arnaldur Indriðason

Island ist während des zweiten Weltkrieges von den Amerikanern besetzt, was vielen Isländern nicht gefällt. In diesen unruhigen Zeiten wird eine Leiche am Strand angeschwemmt und einer Toter mit unbekannter Identität wird in einer von Soldaten frequentierten Bar gefunden. Doch die Polizisten Flovent und Thorson beschäftigt noch ein anderer Fall: Eine Frau, die sich immer wieder mit amerikanischen Soldaten einlässt, wird vermisst. Offenbar tragen viele Menschen dunkle Geheimnisse mit sich und die Ermittler geraten selbst in Gefahr…

„Graue Nächte“ ist bereits der dritte Krimi um den isländischen Ermittler Florent und sein militärisches Pendant Thorson, doch er lässt sich auch ohne Vorkenntnisse gut lesen.

Die diversen Erzählstränge und Ermittlungen, die so gar nichts miteinanders zu tun zu haben scheinen, laufen anfangs noch streng parallel und sorgen für einige Verwirrung beim Leser. Diese Tatsache, zusammen mit den zahlreichen (ungewohnten) Namen machten es mir nicht leicht, in das Buch hineinzukommen. Doch mit dem Verlauf und vor allem den ersten Zusammenhängen, die sich entdecken ließen, kam Spannung auf.

Indriđason schafft eine besondere Atmosphäre und bringt dem Leser viel Zeitgeschichte aus dem letzten Jahrhundert nahe sowie ein interessantes Bild seiner Heimat Island; zwei Dinge, die vielen Menschen ja nicht unbedingt bekannt sind.

„Graue Nächte“ handelt im Jahr 1941 auf Island und Skandinavien; der Leser sollte sich also auf andere „Umgebungsparameter“ als die Gegenwart einstellen. Nicht nur die Ermittlungsmethoden und die Einstellungen waren seinerzeit andere, allerdings ist die Geschichte gut recherchiert und durchaus lehrreich.

Sprachstil und Handlung sind intelligent und flüssig, allerdings darf man sich an vielen zunächst parallelen Geschichten und Zeiten, die nicht besonders gekennzeichnet sind, nicht stören.

Ein guter Krimi über doch nur oberflächlich bekannte Dinge.