Rezension

interessante Herangehensweise

Die Kinder-Themen-Bibel -

Die Kinder-Themen-Bibel
von

Eine Kinderbibel ist immer ein besonders schwieriges Unterfangen, finde ich. Wie nahe bleibe ich am biblischen Urtext? Wo muss ich mich auch trauen, etwas zu entfremden oder wegzulassen, um auch den Kindern gerecht zu werden? An wen richte ich mich überhaupt? Wieiviel mag und kann ich voraussetzen über die Bibel und die Personen?

In dieser Kinderbibel wurde ein spannender Ansatz verfolgt. Die Bibel ist dreigeteilt in Ich (DU)- mein Gegenüber (DU UND DIE ANDEREN) - die Welt (DU UND DIE WELT). In jedem Abschnitt finden sich alt- und neutestamentliche Geschichten - somit wird sich schon ordentlich von der Vorlage entfernt. Jeder Abschnitt beginnt mit einem Psalm, wobei sehr bekannte Texte hergenommen werden wie Ps 139, andere bekannte Texte, die Bilder enthalten, die stark erklärungsbedürftig sind oder kontextuelisiert werden müssen, aber nicht einfließen. So wir Psalm 46 eingesetzt, der sonst eher unbekannt ist, um Gottes Geborgenheit zu thematisieren, und nicht Psalm 23, dessen Hirtenbild heute keineswegs mehr selbsterklärend ist und auch sprachlich schwer ist.
Die aufgenommenen Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament sind durchwegs Klassiker, wie die Schöpfung, Kain und Abel, die Arche Noah, die Berufung Abrahams, Jakob und Esau, Josef und seine Brüder, David und Jonathan sowie die im Buch Josua geschilderte Geschichte vom Weg ins verheißene Land sowie einige neutestamentliche Geschichten (Jesus segnet die Kinder, Zachäus, Stillung des Sturmes, Gleichnis vom verlorenen Schaf, Emmaus, Taufe der Lydia). Spannend fand ich diese Zusammenstellung schon. Braucht es Kain und Abel in einer Kinderbibel? Zunächst würde jeder Religionspädagogie sagen: Nein, zu grausam. Wenn man aber schaut, wie die Geschichte eingebaut ist, macht es durchaus Sinn, sie zu erzählen. Denn: Hier ist die Überschrift: "Warum gibt es Krieg?" und da passt diese Geschichte halt wie die Faust aufs Auge, ebenso wie die Arche Noah auf die Frage: "Warum lässt Gott das zu". So findet eben jede dieser Geschichten Einzug in diese Themenbibel, weil sie zu einem Schlagwort passt und damit exemplarisch für etwas steht: Für einen Neuanfang, die Taufe, Freunschaft, Streit usw. Das macht diese Kinderbibel für mich so besonders. Natürlich findet man dadurch aber auch bei weitem nicht alles darin. Mir fehlte etwa Mose, oder auch Jesu Biographie für Weihnachten und Ostern - ein Moment, in dem vielleicht auch in sonst eher nicht so christlichen Haushalten einmal nachgelesen wird. Doch diesen Mut zur Lücke braucht es denke ich auch für eine gute Kinderbibel. Sie verfolgt ein Konzept, dass sich klar an der Lebenswelt orientiert und sagen möchte: Die Bibel kennt viele Situationen und Probleme, die wir heute haben, und erzählt von den Erfahrungen der Menschen vor langer Zeit damit. Und sie erzählt nicht nur, sie illustriert das Erzählte auch sehr schön, wie ich finde. Zumindest ich finde die Bilder sehr ansprechend!