Rezension

Interessante Idee, aber zu konstruiert

Die Bestimmung des Bösen - Julia Corbin

Die Bestimmung des Bösen
von Julia Corbin

Bewertet mit 3 Sternen

In Mannheim werden zwei Frauenleichen gefunden, die bereits seit einigen Tagen tot waren. Schon bald taucht auch ein zweites Opferpaar auf. Was hat die Vergangenheit der Polizistin Alexis Hall mit den Morden zu tun?

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, in erster Linie aus der Sicht der beiden Polizistinnen Alexis und Karen, die als Kriminalbiologin arbeitet. Alexis ist klar die Hauptfigur, eine junge Kommissarin, die als Kind adoptiert wurde, nachdem ihre Eltern, beide Gewaltverbrecher, "suicide by cop" begingen. Wirklich anfreunden konnte ich mich mit Alexis nicht, ich hatte den Eindruck, dass sie alle um sie herum immer nur anlügt und sich dann wundert, wenn das negative Konsequenzen nach sich zieht. Wieso sie mit ihrem irrationalen Handeln als unglaublich tolle Ermittlerin gilt, konnte ich nicht nachvollziehen.

Die Handlung weist (ausser gegen Schluss) kaum Wendungen auf und wirkt sehr konstruiert. Auch bei fiktiven Werken erwarte ich eine gewisse Glaubwürdigkeit, und die hat mir hier etwas gefehlt. Vor allem zu Beginn ist das Erzähltempo sehr geruhsam, die Geschichte schreitet nur langsam vor, worunter die Spannung stark leidet. Die lineare Erzählung wird immer wieder durch Rückblicke und Erinnerungen unterbrochen und weist häufige Szenenwechsel auf, sodass man beim Lesen seien Gedanken nicht zu sehr schweifen lassen sollte, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Beim Schreibstil sind mir vor allem die vielen, endlos scheinenden Facherklärungen, vor allem aus dem biologischen Bereich, aufgefallen. Im Nachwort erwähnt die Autorin Julia Corbin, selber Biologin, ihr Lektor habe sehr viel Fachwissen aus dem Buch herausgestrichen – für meinen Geschmack hätte er da ruhig noch rigoroser streichen dürfen. Auch sind mir einige unnötige Wiederholungen aufgefallen, die prägnanteste wohl bei den beiden Szenen, in denen Alexis kurz nacheinander zwei Franzosen kennenlernt und beide Englisch mit einem so starken Akzent sprechen, dass Alexis sie kaum verstehen kann (wieso sollten sich im Übrigen zwei Franzosen in Frankreich auf Englisch begrüssen?).

Vollkommen überzeugen konnte mich "Die Bestimmung des Bösen" nicht, ich werde der Reihe aber wegen der durchaus interessanten Grundidee und aufgrund ihrer guten Bewertungen noch eine Chance geben und auch den zweiten Band, "Das Gift der Wahrheit", lesen.
 

Mein Fazit

Interessante Grundidee, aber zu konstruiert