Rezension

Interessante Idee, dessen Potenzial nicht vollends ausgeschöpft wurde

Schattenkrone - Eleanor Herman

Schattenkrone
von Eleanor Herman

Bewertet mit 2 Sternen

Schattenkrone“ von der New-York-Times-Bestsellerautorin Eleanor Herman ist der erste Band der „Royal Blood“-Reihe und umfasst in der Printversion 592 Seiten. Dieser Jugendroman ist in 5 Akte sowie 32 Kapitel unterteilt und ist eine Mischung aus antiker Weltgeschichte und epischer Fantasy. Die Handlung spielt 340 vor Christus und erzählt die Geschichte des brillantesten Herrschers aller Zeiten – Alexander, den Großen – in neuer leicht abgewandelter Form. Ein Erzähler schildert die Geschichte aus 7 verschiedenen Perspektiven. Das wäre zum einen aus der Sicht des jungen Alexanders, seiner intriganten Mutter Olympias, seiner recht unsympathischen Halbschwester Cynane und seinem engsten Freund Hephaistion. Zum anderen aus Katarinas Sicht, die eine magische Fähigkeit besitzt und wie Alexander eine tragende Rolle in diesem Roman spielt, ihrem Freund Jacob, der an dem großen “Blutturnier” teilnehmen möchte, was die beiden an den königlichen Hof führt. Und zu guter Letzt gibt es noch die Prinzessin Zofia, die Alex heiraten soll, aber unsterblich in den Soldaten Cosmas verliebt ist.

Alexander dürfte jedem ein Begriff sein und genauso kennt wohl auch jeder seine Geschichte. Er hatte bekanntlich ein problematisches Familienleben. Seine Mutter Olympias von Epirus galt als Hexe. Sein Vater Philipp II. von Makedonien war erbarmungslos, meistens nicht anwesend und pflegte ein ausschweifendes Sexualleben, wodurch auch einige Kinder zustande kamen. Unter anderem Alexanders Halbschwester Cynane, die eine Amazone sein wollte und sein geistig behinderter Halbbruder Arrhidaios. Bis zum Tod seines Vaters hatte Alexander keinerlei Macht. Doch dann wendete sich das Blatt. Und da Eleonor Herman es faszinierend fand, sich vorzustellen, wie er mit sechzehn war, setzt dieser Roman vor dem Wendepunkt zu dem Mann, der die Welt verändern würde, an.

Da wenig über Alexanders Jugend bekannt ist, außer die legendäre Zähmung seines Pferds Bukephalos, fand ich die Idee der Autorin, historisch fundierte Fakten mit magischen, mysteriösen Elementen und fiktiven Personen zu vermischen, auch sehr spannend. Schließlich ist Eleonor Herman vom Fach. Sie ist Historikerin und hat schon mehrere historische Sachbücher geschrieben. Doch leider konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen.

In diesem Roman passiert recht viel. Jede Romanfigur hat ihre eigenen Ziele, Wünsche und Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt. Und trotz der vielen Informationen und Geschehnisse bleibt es dennoch übersichtlich und man kann der Handlung problemlos folgen. Denn die meisten Handlungsstränge verbinden sich ohnehin im Laufe der Geschichte. Durch die abwechselnden Perspektiven wirkt die Geschichte lebendig, allerdings auch recht oberflächlich. Denn man kann zu den meisten Figuren keine intensive Bindung aufbauen. Die Psyche der einzelnen Figuren wird nur angekratzt und daher bekommen sie leider keine Tiefe. Zudem kam auch die antike Atmosphäre etwas zu kurz. Die Autorin beschreibt die Umgebung zwar bildhaft, aber sie hat es leider nicht geschafft, mich vollends in das Altertum zu versetzen. Meiner Meinung lag es daran, dass die Erzählweise (wie z. B. die Namensabkürzungen) zu modern ist.

Die Autorin beschreibt ihr Buch mit diesen fünf Worten: Magisch. Mysteriös. Spannend. Komplex. Fesselnd. Dem kann ich leider nur teilweise zustimmen. Es ist magisch, mysteriös und auch komplex. Allerdings fehlte es mir persönlich an fesselnder Spannung. Es gab an manchen Kapitelenden interessante und gelungene Cliffhanger, aber je mehr sich die Handlungsfäden zusammenzogen, desto langweiliger wurde es dann auch. Ich war einige Male kurz davor, das Buch vorzeitig zu beenden. Da ich allerdings ein paar Figuren (Kat, Heph & Zofia) lieb gewonnen habe, wollte ich dann doch wissen, wie es mit ihnen weitergeht.

Fazit: Eher ein mittelprächtiger Auftakt! Eine interessante Idee, dessen Potenzial meines Erachtens nicht vollends ausgeschöpft wurde. Ob ich die Reihe weiterlesen werde, kann ich noch nicht sagen. Empfehlen würde ich diesen Roman “jungen” Fantasyfans, die ein Faible für magische und mystische Heldensagen haben.