Rezension

Interessante Idee - Figuren jedoch mit einigen Schwächen

Darkanum - Uta Reichardt

Darkanum
von Uta Reichardt

Bewertet mit 3 Sternen

Worum geht es?
Der Jugendroman handelt von Merit und Ben. Sie sind Zwillinge, doch wurden sie nach dem Hausbrand und dem Tod ihrer Eltern auseinandergerissen. Beide verbindet eine besondere Fähigkeit, denn sie sind Zeitspringer und können während der Raunächte in den Körper ihrer Vorfahren schlüpfen.
Eines Tages wird Ben von einer dubiosen Geheimorganisation namens 'Darkanum' entführt. Ben, der aus seinem Heim ausgerissen ist und nun auf der Straße lebt, soll für Darkanum in den Körper seines Großvaters springen und auf diese Weise in die Vergangenheit reisen. Aber nicht nur das: er bekommt zudem den Auftrag dort eine magische Doppelmaske zu finden. Das ganze Unterfangen ist jedoch nicht ungefährlich, denn schafft er es nicht rechtzeitig bis zum Ende der Raunächte (25. Dez-06. Jan), wird er nicht mehr in seinen eigenen Körper zurückkehren können.
Seine Zwillingsschwester Merit lebt dagegen in einem Heim und wird von Tilda Fox, die für die Polizei in der Abteilung Raunächte arbeitet, gut bewacht. Als sie erfährt, dass ihr Bruder möglicherweise in Gefahr schwebt, entschließt sie sich kurzerhand ebenfalls in die Vergangenheit zu springen. Sie will unbedingt ihren Bruder wiedersehen und ihn zurückholen – und notfalls legt sie sich auch mit Darkanum an.

Meine Meinung zum Buch:
Das Cover des Buches hat mich sofort neugierig gemacht. Und es passt hervorragend zur Thematik des Romans, da es nicht nur das Thema der Zeit in den Fokus rückt, sondern auch auf die mystischen Aspekte der Geschichte hindeutet. Ebenfalls gefällt mir die Haptik des Hardcoverbandes, da es eine tolle Folienprägung aufweist und sich insgesamt sehr solide anfühlt.
Der Einstieg in den Jugendroman fiel mir leicht, da ich mühelos in die Handlung eintauchen konnte. Der Erzählstil ist einfach, gleichzeitig präzise, klar und verständlich. Von Beginn an werden unerklärliche Ereignisse und Geheimnisse angedeutet, sodass die Spannung beim Leser kontinuierlich steigt. Insbesondere waren die Erlebnisse der Zwillinge nach dem Zeitsprung sehr mitreißend. Positiv hervorzuheben ist, dass das Alltagsleben und die Sorgen und Ängste der Menschen der damaligen Zeit um 1945 immer wieder aufgegriffen werden und somit diesem Roman auch eine historische Komponente beiliegt. So wird Merit immer wieder bewusst, wie anders das Leben der Jugendlichen der damaligen Zeit war und wie sehr sich dieses Leben von ihrem eigenen, modernen Leben unterscheidet.
Die Idee in den Körper seiner Vorfahren zu schlüpfen ist einfallsreich und interessant und so habe ich Merits Eindrücke und Schilderungen nach dem Zeitsprung mit Spannung verfolgt.
Allerdings konnten mich die Charaktere des Romans nicht völlig überzeugen.
Merit ist eine zielstrebige und überaus mutige, junge Frau. Doch handelt sie oft völlig überstürzt und setzt durch ihren jugendlichen und naiven Übermut nicht nur sich selbst, sondern auch andere Personen unnötigen Gefahren aus.
Mit Ben bin ich noch weniger zurechtgekommen. Er scheint ein Spielball der Geschehnisse zu sein. Weder reflektiert er noch setzt er sich kritisch mit dem Erlebten auseinander. Seine Motivation sich Darkanum anzuschließen war für mich zudem weder überzeugend noch nachvollziehbar. Seine Freude über das Wiedersehen mit seiner Zwillingsschwester hält sich stark in Grenzen, was für mich nicht verständlich war. Durchgehend empfand ich Ben als einen fehlgeleiteten, unsympathischen Charakter. Insgesamt hätte ich mir bei beiden Hauptfiguren mehr Innenperspektive gewünscht, wodurch der Roman an einigen Stellen realistischer und nachvollziehbarer für mich wäre. So handeln Merit und insbesondere Ben oftmals ziemlich dumm, und scheinen sich keineswegs Gedanken über die Konsequenzen ihres Handelns zu machen.
Dennoch konnte mich der Roman aufgrund der spannenden und schnellen Entwicklung der Geschehnisse gut unterhalten. Das Ende schließt zudem rund ab und ist durchaus passend an die Geschichte angelegt. Jedoch kann man leider zum Schluss kein spannendes Überraschungsfeuerwerk erwarten.

Fazit
Trotz der grandiosen Idee des Zeitspringens und der im Grunde spannenden Handlung konnten mich die Figuren nicht durchweg überzeugen. Doch kann ich diesen Roman für junge Leser dennoch empfehlen, die neugierig auf Merits und Bens Geschichte geworden sind.