Rezension

Interessante Idee mit fader Umsetzung

Nachtmahr, Das Erwachen der Königin - Ulrike Schweikert

Nachtmahr, Das Erwachen der Königin
von Ulrike Schweikert

Bewertet mit 3 Sternen

Was ging mit ihr vor? Woher kam das und warum traf es ausgerechnet sie? Gab es Rettung? Konnte sie etwas tun, dass dieser Albtraum endlich aufhörte? Sie wollte ein normales Leben führen. Ein ganz normales Leben wie alle anderen Menschen auch.
Es war ihr ein Trost, als sie das leise Tapsen von Finleys Pfoten auf dem Parkett vernahm und sich dann sein warmer, weicher Katzenkörper in ihre Kniekehlen schmiegte. Endlich schlief sie ein, doch auch im Traum quälten sie Erinnerungen, die sie eigentlich vergessen glaubte.

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INHALT:
Lorena ist ein Nachtmahr - und verwandelt sich so bei Dunkelheit in ein lüsternes Wesen, nur darauf aus, Männer zu verführen und ihnen manchmal sogar Schaden zuzufügen. Sie kämpft zwar dagegen an, doch in letzter Zeit lassen sich ihre Triebe kaum noch in Zaum halten. Daher stößt sie auch Jason, ihre Jugendliebe, der sie wieder begegnet ist, immer öfter zurück. Denn wie kann sie mit ihm zusammen sein, wenn in ihr doch etwas lauert, das ihn jederzeit zerstören könnte?

MEINE MEINUNG:
Ulrike Schweikert ist eine recht bekannte deutsche Autorin, deren neue Reihe nun von Nachtmahren handelt, einer leicht abgewandelten Form der Sagengestalt des Nachtalbs. In "Das Erwachen der Königin" wird die Geschichte dabei größtenteils aus der personalen Sicht von Lorena erzählt, die Perspektive wechselt aber zwischenzeitlich auch zu Raika, einer anderen Frau des selben Wesens. Der Schreibstil ist überwiegend flüssig und leicht zu lesen, wirkt an einigen Stellen aber auch deutlich unausgereift und holprig, beispielsweise bei den Gedankengängen der Frauen, bei denen manchmal mittendrin die Zeitform gewechselt wird.

Protagonistin Lorena ist eine sehr unsichere, naive und wenig selbstbewusste Frau, die mit dem Wesen in ihr, dem Nachtmahr, nicht zurecht kommt. Eigentlich, das muss sie sich eingestehen, liebt sie das Gefühl der Macht und Schönheit in der anderen Gestalt, andererseits fürchtet sie auch die Konsequenzen. Leider entwickelt sie sich bis zum Ende kaum weiter und bleibt das blasse Mäuschen, mit dem man sich kaum identifizieren kann und will. Auch Raika, eine skrupellose Frau der gleichen Art, bleibt trotz ihrer Gemeinheiten seltsam blass. Und ganz schlimm ist es mit Lorenas Freund Jason - dieser kommt nur selten wirklich zu Wort und wirkt auch dann einzig und allein wie der zusammengeschriebene Auslöser einer Prophezeiung.

Die Geschichte selbst ist eigentlich unheimlich interessant: In Lorenas Körper lauert ein Wesen, das sich bei Nacht offenbart und sich dann den primitivsten Gelüsten hingibt. Lorena selbst ist jedoch eigentlich keine solche Person - eher unscheinbar und lieb, hasst sie ihre dunkle Seite, außerdem hat sie hunderte von offenen Fragen. Gibt es noch andere von ihrer Sorte? Und wird sie jemals ein richtiges Leben führen können? Doch damit sind wir schon am nächsten Kritikpunkt angekommen: Denn wie kann Lorena nicht wissen, ob sie allein ist und was genau es mit ihrer Wandlung auf sich hat, wenn sie dafür aber die Bezeichnung "Nachtmahr" kennt? Zudem sieht sie grundsätzlich das absolut Offensichtliche nicht - beispielsweise erkennt sie Raika nicht wieder, obwohl diese sich ihr einige Nächte zuvor gezeigt hat, erinnert sich aber ansonsten an alles von diesem Abend. Oder sie schenkt deutlichen Hinweisen keine Beachtung, sondern stellt lieber weiterhin Fragen über Fragen.

Fragen vor allem, die der Leser nicht erzählt bekommt. Lorena kommt endlich dem Geheimnis auf die Spur, dem Geheimnis, das man selbst auch gern lüften würde - und die Gespräche mit der Person, die dies tun kann, werden einfach mit den Worten "Sie sprachen noch lange" abgehandelt. Und der Leser steht noch immer da mit all seiner Verwirrung und weiß nicht weiter, was sehr störend ist. Zum Ende hin wird aber zum Glück auch die sonst sehr passive Protagonistin endlich aktiv und, ja, findet sogar einen regelrechten Kampfeswillen, möchte sich dem Ganzen endlich stellen. Zwar wurde mir nicht klar, warum die Drahtzieher so lange mit ihrer Offenbarung gewartet haben, interessant war es trotzdem, einige Dinge zu erfahren. Und besonders der Epilog macht Lust auf mehr, denn endlich scheinen auch die wirklichen Bösen mit ins Spiel zu kommen. Ob ich mich allerdings weiter mit Lorena auseinandersetzen werde, steht in den Sternen...

FAZIT:
Ulrike Schweikerts Auftakt der "Nachtmahr"-Trilogie, "Das Erwachen der Königin", hätte so gut werden können - und hinterlässt am Ende doch so wenig bleibenden Eindruck. Die Figuren sind blass und fad, die Geschichte kommt nicht recht vom Fleck und wird, wenn doch, sogleich von der Protagonistin ausgebremst. Nur das spannende Ende, das endlich etwas Licht ins Dunkel bringt, kann da einiges wieder herausreißen. Letztendlich reicht dies jedoch nicht für mehr als 3 sehr schwache und wohlwollende Punkte.