Rezension

interessante Idee mit Schwächen in der Umsetzung

True Tales 1: Tochter des Schnees - Veronika Rothe

True Tales 1: Tochter des Schnees
von Veronika Rothe

Bewertet mit 3 Sternen

Durch einen magischen Brunnen ist Marie ins Schneereich von Frau Holle gelangt. Doch obwohl die beiden Frauen sich gut verstehen, leidet Marie unter der Trennung von ihrem Bruder Karl und ihrem Verlobten. Gleichzeitig suchen die beiden Männer auf der Erde nach einem Weg, zu der bösen Hexe zu gelangen, die Marie ihrer Meinung nach Gefangen hält. Eigentlich müsste ihnen der Weg durch die Brunnen verschlossen sein. Aber eigentlich hätte Marie Holles Reich auch gar nicht verlassen dürfen. Die Suche beginnt…

Da ich Märchenadaptionen sehr gern lese, war ich gespannt auf diese Umsetzung von Frau Holle. Mit dem klassischen Märchen hat die Geschichte allerdings wenig zu tun. Das Setting ist dennoch total interessant: Seit ca. 500 Jahren lebt Holle wie in einer Schneekugel. Verirrt sich eine junge Frau in einen der magischen Brunnen auf der Erde, gelangt diese zu Holle und lebt ein Jahr mit ihr in ihrer magischen Schneewelt und schüttelt die Betten. Danach kehrt sie ohne Erinnerungen an diese Zeit auf die Erde zurück. Holle selbst, die in all dieser Zeit ihr Alter von 20 Jahren beibehalten hat, weiß nichts über ihre Vergangenheit und wie sie die Aufgabe, auf der Erde für Schnee zu sorgen, erhalten hat. Im Verlauf wird aber deutlich, dass die Welt keinesfalls an den Grenzen ihrer Schneelandschaft, welche normalerweise durch undurchdringliche Barrieren geschützt ist, endet. Hinter der durchsichtigen Wand leben viele magische Wesen. Und mache von ihnen erinnern sich, im Gegensatz zu Holle, an vieles, was vorgefallen ist… Dadurch gibt es im Verlauf einige unerwartete Wendungen.

„Tochter des Schnees“ ist der Auftaktband der Reihe. Nach dem offenen Ende bin ich auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht. Dennoch konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen.
Anfangs hatte ich einige Schwierigkeiten mit dem Schreibstil, den ich als etwas holprig empfand. Beispielsweise störte mich die regelmäßige Andeutung von besonderen Ereignissen, die dann aber direkt im Anschluss geschildert werden (…was dann passierte, sollte alles verändern…) und die zahlreichen Wiederholungen von bestimmten Sachverhalten und Gedanken.

Auch mit den Figuren hatte ich meine Schwierigkeiten. Karl ist verständlicherweise wütend, weil er denkt, Holle hätte ihm seine Schwester genommen. Doch egal, was sie versucht ihm zu erklären, er bleibt zornig und verhält sich ziemlich dämlich. Gleichzeitig gehen seine Gedanken in eine ganz andere Richtung und drehen sich dabei ziemlich im Kreis – beide Zustände werden immer und immer wieder erwähnt. Karls Verhalten war für mich nicht immer nachvollziehbar.

Und auch Holle fand ich zwischenzeitlich etwas anstrengend. Sie bemitleidet sich ständig selbst, lässt sich einreden, dass sie böse ist und Menschen geschadet hat, obwohl sie sich an nichts erinnern kann. Karls grobes Verhalten nimmt sie widerstandslos hin – schlimmer noch, sie hat sogar noch Verständnis dafür. Auch ihre Gedanken – an denen man dank der wechselnden Ich-Perspektiven teilhaben kann – wiederholen sich oft.

Während sich die Ereignisse zum Ende hin überschlagen und die Geschehnisse immer dramatischer werden, kommt die Handlung im ersten Teil nicht so recht in Fahrt, was auch den langen – oft ähnlichen – inneren Monologen geschuldet ist.
Im weiteren Verlauf gibt es dann aber einige Andeutungen und Aufdeckungen, die noch weitere spannende Ereignisse versprechen. Nach dramatischen Geschehnissen lässt die Geschichte am Ende noch vieles offen.

Fazit

Die Grundidee finde ich total spannend: Märchenwelt einmal völlig anders. Magische Wesen, verborgene Zusammenhänge, es ist viel Konfliktpotential vorhanden, das aber noch nicht ausgeschöpft wird. Stattdessen verstricken sich die Figuren viel zu oft in immer gleichen Gedankengängen, worunter der Fortgang der Handlung leidet. Erst zum Ende hin wird es immer ereignisreicher und spannender, wobei ich das Verhalten der Figuren aber nicht immer nachvollziehen konnte.