Rezension

Interessante Idee, ungenaue Umsetzung.

Love Letters to the Dead
von Ava Dellaira

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung: Die Idee es Brief-/Tagebuchromans, in welchem die Protagonistin durch Briefe an verstorbene Berühmtheiten, den Tod einer geliebten Person verarbeitet, finde ich klasse. Das Buch erinnerte mich schon vor dem Lesen an "The Perks of beeing a Wallflower" (dt. Vielleicht lieber Morgen) und spätestens bei der Danksagung der Autorin, wird es klar, dass sie sich von Chbosky mentoren lassen hat. Daher wundert es auch nicht, dass neben der offensichtlichen Ähnlichkeit eines Brief-Trauma-Erwachsenwerden-Romans auch andere Dinge ziemlich gleich sind.
Zum einen ist da die Protagonistin, die unsicher ist, keine Freunde hat und in einer schweren Situation steckt, nicht alleine rauskommt, aber von niemandem verstanden wird. Sie ist merkwürdig und hat Eigenarten, die ich nicht immer nachvollziehen konnte (was ich bei Charlie, dem Protagonist aus Chboskys Roman konnte, da seine Handlungen begründet wurden). Die Protagonistin ist sehr naiv und ihre "Stimme", die den Leser durch das Buch begleitet ist ziemlich oberflächlich. Sie hat all diese Emotionen, allerdings suhlt sie sich förmlich in ihnen und entwickelt sich nur sehr, sehr langsam.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und einfach gehalten, wodurch die Stimme der Prota extrem naiv, wenn nicht sogar unreif wirkt. Manchmal hatte ich das Gefühl das Tagebuch einer 12-Jährigen zu lesen. Sprich: ziemlich viel Bla-bla. Einige ihrer Wünsche und Gedanken sind niedlich und andere ziemlich kindisch (was okay ist, aber nachdem man so etwas zehnmal gelesen hat, verliert man auch die Lust daran), dann wird sie plötzlich total philosophisch und altklug. 
Diese Art des Schreibens hat mich verwirrt und hat mich dem Charakter leider überhaupt nicht näher gebracht.
Die Briefe. Auf die war ich sehr gespannt, da viele der Stars auch einige meiner Lieblinge sind. Ich habe mir nicht erhofft, mehr von den Personen zu erfahren oder so etwas. Allerdings habe ich gehofft, dass die Prota irgendwelche Verbindungen zu den Personen haben würde, die nicht so oberflächlich waren. Ihre Schwester mochte Kurt Cobain, deshalb schreibt sie ihm. Ende. Dann schreibt sie irgendjemanden, den sie "nur" cool findet. Ende.
Da hatte die Folge, dass die Briefidee mich sehr schnell genervt hat. Hier und da waren sie zwar interessant, aber wieso fängt sie plötzlich an, über ihr Loveinteresst zu schwärmen, wenn sie doch eigentlich in tiefster Trauer steckt?
Bewertung: Dem Buch fehlen die wahren Emotionen, um es zusammenzufassen. Es heißt immer, dass die Prota traurig ist und leidet, was sie auch ab und zu in schön gekleidete Phrasen hüllt, aber leider haben diese mich nie erreicht. Das mag daran liegen, dass das Buch sehr viel erzählt und wenig zeigt. Show, don't tell, lautet die alte Schriftstellerweisheit. Manche Leser mögen diese Art des Geschichtenerzählens, sie funktioniert bei mir leider nicht, daher ♥♥♥ Herzchen.