Rezension

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Interessante Lebensgeschichte aus einer dunklen Zeit

Ein Lied von Liebe und Verrat - James William Brown

Ein Lied von Liebe und Verrat
von James William Brown

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Vernunft hatte die Welt verlassen, wie es schien, und all die Tausende von verlorenen Seelen mit sich genommen.“, dieses Zitat zeigt deutlich die Situation in einem vom Krieg gebeutelten Land. Wohl egal in welchem.

 

Hier bewegen wir uns am Ende des Zeiten Weltkriegs und den Jahren danach in Griechenland. Die drei Jugendlichen Aliki, Takis und Stelios werden durch die Umstände und ihre Schicksale verbunden. Doch mehr bleibt ihnen nicht. Keine Heimat, keine Familien, keine Geborgenheit, keine Zukunft wie es scheint.

 

Das Grauen der Kriegstage hat sich in jedem der drei anders verankert und die jeweilige Persönlichkeit daraus entwickelt. Können sich die drei aufeinander verlassen? Wird eine Kleinigkeit genügen um sie ihrer Freundschaft, Zuneigung zu berauben?

 

Ihr Schattentheater hilft ihnen über die schwersten Tage, zumindest etwas Freude in den Gesichtern der Zuhörer zu verbreiten, und für sich selbst Kost und Logis zu finden, immer wieder auch eine kleine bezahlte Anstellung. Doch reicht dies um allen kommenden Problemen zu trotzen?

 

Aliki spricht in „Ein Lied von Liebe und Verrat“ ihre Lebensgeschichte auf mehrere Kassetten. Diese Kassetten stellen die Kapitel dar. Sie ist das letzte „Klageweib“ in ihrem Dorf und ihr Wissen soll so aufgezeichnet werden. Doch irgendwie scheint es hier weniger um die Klagelieder an und für sich zu gehen, als um die Erzählung ihres Lebens. Mitnichten interessant, auch wenn die Klagelieder dadurch in den Hintergrund rutschen.

 

James William Brown bedient sich in seinem ersten deutschsprachigen Roman einer interessanten Sprache. Einerseits werden die unvorstellbar grausamen Erlebnisse der Jugendlichen sehr detailliert beschrieben. Dies weckt beim Leser Emotionen der unterschiedlichsten Art. Andererseits erzählt Aliki ihre Geschichte so überaus emotionslos, dass es beinahe erschrickt. Auch wenn man es als Schutzmechanismus sehen will und kann, so kommt in meinen Augen wenig Gefühl an. Einem einzigen Genre könnte ich das Buch ebenfalls nicht zuordnen, da es sich um eine Art Lebensbericht verknüpft mit einer Liebesgeschichte und dem Element Verrat handelt.

 

Als Fazit würde ich sagen, ein interessanter Lebensbericht über Alikis Leben in dieser oft unmenschlichen Zeit.