Rezension

Interessante, neue Herangehensweise an ein bekanntes Thema

Nichts davon ist wahr - Michelle Painchaud

Nichts davon ist wahr
von Michelle Painchaud

Bewertet mit 4 Sternen

Meinung:
Also das Setting hat mich total angesprochen. Bücher, bei denen wieder aufgetauchte Personen nicht die waren, für die sie sich ausgegeben haben, habe ich schon einige gelesen. Aber nie wusste man das bereits vorher, sondern das kam dann immer erst mit viel Drama und Geheimnis raus. Deshalb fand ich diese neue Herangehensweise sehr interessant.

Und hier geht es auch gleich damit los, dass die Protagonistin eigentlich Violet heißt und sich als Erica ausgibt. Dabei begleitet man Erica/Violett in der ich Perspektive durch die Geschichte, was ziemlich gut ist, da man so auch ihre Gedanken und ihre innere Gefühlswelt und vor allem ihre immer größer werdende Zerrissenheit hautnah mitbekommt. Denn, auch wenn Violet ihr Leben lang eine Trickbetrügerin war, ist sie vor den Gefühlen nicht sicher, die die neue Situation bei ihr auslöst.

Durch diese Herangehensweise wird aber auch viel Spannung raus genommen. Deshalb ist das für mich kein klassischer Thriller, sondern eher ein ruhiger, gefühlsbetonter Spannungsroman, bei dem die Atmosphäre aber doch auch oft eher recht beklemmend ist. Ab und an gibt es eine kleine Spannungsspitze, vor allem gegen Ende hin, aber prinzipiell geht es hier wirklich eher um die leisen Töne.

Zwischendurch gibt es auch ein paar Rückblenden zu Violets Kindheit, wobei ich oft echt richtig Mitleid mit ihr hatte und einfach geschockt war, wie abgebrüht man sein kann. Und auch das Schicksal der richtigen Erica wird für den Leser recht schnell deutlich.

Obwohl man so nah an Violet/Erica dran ist, ist es gar nicht so leicht, die wirkliche Violet dahinter zu erkennen, da sie ja Ericas Verhalten spiegeln muss. Aber mit der Zeit wird auch sie persönlich immer deutlicher und diesen „Ausbruch“ fand ich toll zu begleiten.

Generell empfand ich die Figuren der Geschichte als Pluspunkt. Allen voran natürlich die hervorstechende und stets provozierende Taylor. Sie ist extrem besonders, anfangs nicht unbedingt sympathisch, aber sie ist mir schnell ans Herz gewachsen und sie ist einfach echt und gerade heraus. Aber auch die unterschiedlichen anderen Figuren fand ich passend und interessant und sie harmonieren alle gut miteinander.

Das Ende fand ich schon ganz stimmig und passend, auch wenn ich da irgendwie noch etwas mehr erwartet hatte.

Fazit:
Eine interessante und neue Herangehensweise an ein bekanntes Thema. Dabei gibt es wenig handfeste Spannung, sondern es dominieren eher die leisen Töne, aber Violets glaubwürdige innere Zerrissenheit und auch die besonderen Figuren haben mir viel Lesespaß bereitet. Deshalb gibt’s solide 4 Sterne.