Rezension

Interessante, schöne Geschichte, ABER...

What I Like About You - Marisa Kanter

What I Like About You
von Marisa Kanter

Bewertet mit 3.5 Sternen

Diese Geschichte wird aus der Perspektive von Halle / Kels erzählt. Im Buch sind gelegentlich Chatverläufe, Blogpost u.ä. abgebildet.

 

Aufgrund des Jobs ihrer Eltern musste Halle sehr oft umziehen und konnte nie an einem Ort Fuß fassen. Nach dem Tod ihrer geliebten Großmutter beschließt sie, ihr letztes Jahr vor dem College bei ihrem Großvater zu verbringen, um diesem Gesellschaft zu leisten und sich besser auf ihren Blog konzentrieren zu können. Auf diesem Blog schreibt sie ihre Meinung zu Büchern und untermalt diese durch selbstgebackene, zum Thema oder Cover des Buches passende Cupcakes. Sie hat eine große Leserschaft, bekommt Anfragen von Verlagen und hat viele Online-Freunde, die sie nur als Kels kennen und nichts über ihre wahre Identität wissen. Ihr bester Freund Nash weiß ebenfalls nicht, wer sie in Wirklichkeit ist - was zu einem Problem wird, als er ihr plötzlich gegenüber steht. Halle ist hin und her gerissen, wie sie ihre Identität vor ihm geheim halten soll, denn wenn er erkennt, wie uncool sie im Reallife ist, wird er sich von ihr abwenden... oder?

 

Mir (als nicht Blogger) hat sehr gefallen, wie viel man durch Kels über das (stressige) Leben eines Bloggers erfährt. Lesen und die Online-Buchcommunity spielen eine sehr große Rolle in diesem Buch. Die Geschichte war spannend und durch die Chatverläufe, Mails, Blogposts oder andere eingeschobene Unterhaltungen wurde die Geschichte immer wieder angenehm aufgelockert. Ich mochte die Nähe, die Halle und ihren Bruder verbindet, und den Freundeskreis um Nash. Eine zentrale Thematik dieses Buchs ist die Frage, wer wir online im Vergleich zu unserem Auftreten im wahren Leben sind und wie man diese verschiedenen Persönlichkeiten zusammen bringen kann. Mir hat sehr gefallen, dass dieses Thema in einem Jugendbuch aufgegriffen wird und wie Halles Zerrissenheit zwischen ihren zwei Identitäten dargestellt wurde.

 

Ich mochte die Stimmung, die zu Beginn des Buches herrschte; Halle trauert noch immer um ihre Großmutter, der sie ihre Leidenschaft fürs Lesen und fürs Backen verdankt, und als sie mit ihrem jüngeren Bruder bei ihrem Großvater einzieht wird ihr bewusst, wie sehr auch dieser noch von der Trauer festgehalten wird. Mir hat gefallen, dass Halle und ihre zwei Identitäten zwar im Mittelpunkt der Handlung standen, dass aber am Rande noch so viel mehr Themen aufgegriffen wurden: Trauer und das Weiterleben nach einem Verlust, sexuelle Orientierung, Heimatlosigkeit und das Gefühl, zum ersten Mal anzukommen, aber auch der jüdische Glaube. Auch wenn ich nicht religiös bin fand ich es interessant, hier mal etwas mehr über den jüdischen Glauben, die Rituale und die Feiertage zu erfahren, allerdings hätte ich mir ein paar Erklärungen zu den Begrifflichkeiten gewünscht.

 

Der einzige, aber leider riesige Kritikpunkt, den ich an dieser Geschichte habe, ist das Verhalten von Halle gegenüber Nash. Für meinen Geschmack hat sich das Versteckspiel viel zu lange hingezogen, so lange, dass es irgendwann einfach nicht mehr zu entschuldigen war. Zu Beginn konnte ich Halles Unsicherheit vollkommen nachvollziehen, aber im weiteren Verlauf der Handlung wurde sie mir immer unsympathischer. Irgendwann kam sie mir nur noch feige und egoistisch vor, und auch nach Beenden des Buches kann ich ihr Verhalten nicht verstehen. Nash tat mir unglaublich leid, und ich bin so wütend auf Halle geworden, dass ich die zweite Hälfe des Buches kaum noch genießen konnte.

 

Fazit:

Dieses Buch hätte für mich ein Highlight werden können, wenn das Versteckspiel von Halle nicht so unnatürlich lang hinausgezögert worden wäre. Das hat mir die Freude beim Lesen leider etwas genommen. Insgesamt haben mir die vielen Thematiken dieser Geschichte aber sehr gefallen, weshalb ich lesenswerte 3,5 Sterne vergebe.