Rezension

Interessante Story und spannend geschrieben

Galgenhügel
von Tom Finnek

Bewertet mit 4 Sternen

»Wir werden sterben, Michael.« »Eben drum. … Willst du denn gar nicht wissen, was mit deiner Schwester geschehen ist?«

Ob Michael seiner Frau noch erzählen konnte, was ihm während des Flugzeugabsturzes auf der Seele brannte? Während er beim Absturz stirbt, überlebt Ellen wie durch ein Wunder – doch nicht lange. Eines Morgens hängt sie an einem historischen Galgen in einem kleinen Dorf im Münsterland. Während praktisch jeder annimmt, dass das erlebte Trauma und der Tod ihres Mannes sie in den Selbstmord getrieben haben, hat Kommissar Tenbrink Zweifel. Vor 16 Jahren starb an derselben Stelle Ellens Schwester und Tenbrinks Bauchgefühl sagt ihm, dass es irgendeinen Zusammenhang geben muss. Zusammen mit seinem Kollegen Bertram macht er sich an die Ermittlungen…

 

Diesen Krimi habe ich wirklich von Anfang bis Ende genossen. Schon der Einstieg mit besagtem Flugzeugabsturz ist spannend und macht enorm neugierig. Die Spannung setzt sich fort, immer wieder gibt es neue Ansatzpunkte und auch bei der einen Toten wird es nicht bleiben. Ich hatte zwar recht zeitig schon einen Verdacht, der sich später auch als korrekt erwies, das minderte aber den Unterhaltungswert nicht.

 

Die beiden Ermittler bilden das klassische Paar voller Gegensätze, die sich ergänzen, sich mögen und sich manchmal gegenseitig auf die Nerven gehen. Tenbrinks Charakter ist besonders interessant, stellt er doch einen sturen Eigenbrötler dar, der bevorzugt seinem Bauchgefühl nachgeht. Bertram hingegen ist äußerst intelligent, hat aber auf seiner Ermittlerweste ein paar schmutzige Flecken. Beide wirken sie sympathisch, allerdings hat Tenbrink gesundheitliche Probleme von einem solchen Ausmaß, dass ich mir schwer vorstellen kann, wie er den bereits existierenden 2. Band des Teams bestreiten soll.

 

Bei ihren Ermittlungen stoßen die Kommissare auf viele Probleme. Ellen war eine bekannte Schauspielerin, ihr Gesicht kennt jeder aus dem Fernsehen, was ein großes Interesse an ihrem Tod hervorruft. Ein Pressevertreter, der auf eigene Faust Nachforschungen betreibt, sorgt für zusätzlichen Ärger und die Staatsanwaltschaft würde den Fall lieber heute als morgen einstellen. Zudem haben die Dorfbewohner allesamt Geheimnisse und keine Lust, sich auf eine Reise in die Vergangenheit zu begeben, die den Ermittlern notwendig erscheint.

 

Als Regionalkrimi erfüllt das Buch alle Ansprüche, die Beschreibungen der Gegend (einschließlich des Wetters) sind passend und stimmungsvoll, immer wieder gibt es Ausdrücke und Sätze in Platt und Niederländisch, was mir gut gefiel und mich auch nicht vor sonderliche Probleme stellte. Die meisten Dinge sollten sich auch aus dem Zusammenhang erschließen, trotzdem bin ich an solchen Stellen immer dafür, in der Fußnote oder im Anhang eine hochdeutsche Übersetzung zu bringen. Neben der Sprache sorgen viele kleine landestypische Besonderheiten (z.B. Speisen und Getränke) für das rundum gelungene regionale Flair.

 

Fazit: Interessante Story und spannend geschrieben. Wenn ich auch Zweifel habe, wie Tenbrink noch weiter arbeiten will, habe ich doch vor, das herauszufinden.