Rezension

Interessante und fesselnde Familiengeschichte

Zeit der Dornen - Eva Grübl-Widmann

Zeit der Dornen
von Eva Grübl-Widmann

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt (Klappentext):

Leonie kommt zu spät ans Sterbebett ihrer Großmutter. Umso mehr will sie deren letzten Wunsch erfüllen und die düsteren Umstände aufklären, die ihre Familie vor Jahren entzweiten. Die Suche nach der Wahrheit führt Leonie in die harten Kindheitsjahre ihres Großvaters in den Alpen und schließlich nach Krakau, wo sie ein schreckliches Geheimnis lüftet. Und auch Jan, dem sie bei ihren Recherchen immer näherkommt, scheint ein Puzzlestein ihrer eigenen tragischen Familiengeschichte zu sein. 

 

Meine Meinung:

Seit letztem Jahr bin ich auf den Geschmack von historischen Romanen gekommen, die Ende des 19. Jahrhunderts bis zum zweiten Weltkrieg spielen. Zeitlich kann dieser Roman auch dort eingereiht werden. Es spielt auf zwei Zeitebenen: eine Vergangenheits- und eine Gegenwartsebene, wobei die Gegenwartsebene im Jahr 2000 stattfindet. Das fällt aber soweit gar nicht auf. Die Vergangenheitsebene startet vor dem 1. Weltkrieg und endet dann nach dem 2. Weltkrieg. Dazwischen gibt es immer mal wieder Zeitsprünge, damit es nicht zu langweilig wird. 

Den Schreibstil der Autorin fand ich soweit ganz angenehm zu lesen. Erzählt wird in der 3. Person, dabei wird aber immer wieder verschiedenen Sichten eingenommen, sodass ein Bezug zu den Hauptcharaktere besteht. 

Trotzdem habe ich das Gefühl, dass die Emotionen dadurch ein bisschen abgeschottet werden und bei mir als Leser nicht in vollen Maßen ankommen. Das mag auch an dem Erzählstil liegen. Auch hat mich das Buch ein bisschen emotional verloren, als der erste große Zeitsprung in der Vergangenheit kam, das die Geschichte von Valentin, Leonies Großvater, erzählt. Plötzlich wurde aus dem kleinen Jungen Valentin ein erwachsener Mann. Diesen Sprung konnte mich emotional leider nicht mitmachen. Aus diesen Grund habe ich auch ein bisschen das Interesse an der Geschichte verloren. 

Nichts desto trotz fand ich die Zeitebene der Vergangenheit deutlich spannender. Es gab da einige Überraschungen und Wendungen, die die Geschichte spannend gemacht haben. Das große Geheimnis war insgesamt nicht total vorhersehbar, wodurch meine Neugier geweckt wurde. Für mich hätte es die Gegenwartsebene gar nicht gebraucht. Die Charaktere und deren Geschichte haben mich nicht wirklich interessiert und ich haben mit denen auch nicht mitgefiebert. Dadurch dass der Fokus auf die Vergangenheit lag, wirkt in der Gegenwart alles ein bisschen gehetzt und deshalb hat es den Charaktere etwas an Tiefe gefällt. Trotzdem gab es auch schöne Momente, wie die Beziehung zwischen Leonie und ihren Vater. 

Besonders an diesen Buch war, dass das Leben der Bauern im ersten und zweiten Weltkrieg dargestellt wurde. Darüber habe ich bisher noch nichts gelesen, deswegen fand ich diesen Fokus recht spannend. 

Dieser Buch ist auf seine Weise trotzdem besonders, denn die Autorin erzählt im ersten Teil der Geschichte, also wenn es um das Leben vom kleinen Valentin geht, tatsächlich die Geschichte ihres eignen Großvaters. Das gibt die Geschichte einen Alleinstellungsmerkmal. Das hat mir wirklich gut gefallen. 

Wer gerne historische Romane liest und auch gerne Romane liest, die Familiendramen und -geheimnisse behandelt, ist hier gut aufgestellt. Dieses Buch kann in diesen Bereich auf jeden Fall eine Bereicherung sein.