Rezension

Interessanter Ansatz mit einigen unnötigen Fehlern.

Die Bestimmung
von Veronica Roth

Die Bestimmung ist definitiv eine interessante Dystopie, deren Hintergründe mir an sich ganz gut gefallen. Natürlich ist die Aufteilung in die fünf Fraktionen vielleicht etwas fraglich, denn wer hat nur eine herausstechende Eigenschaft? Kann man das wirklich so unterteilen? Doch das sind dann auch die Fragen, welche die Geschichte spannend machen, und sicher auch Teil der Problematik sind - zumindest wenn es um Protagonistin Beatrice geht. Auch im Nachhinein bin ich einfach noch nicht ganz von dieser Aufteilung überzeugt. Hierbei geht es auch wirklich um die Politik: Warum übernehmen nur die Altruan Regierungsposten? Es spricht doch eigentlich gegen ihre Selbstlosigkeit anderen Fraktionsmitgliedern Regierungsposten zu verweigern, wenn diese sie unbedingt wollen. Vielleicht gibt es ja noch eine Aufklärung, aber den nächsten Band werde ich auch kritisch lesen.

Was mir persönlich auch immer missfällt, ist übertriebene Gewalt und ja, wenn jemand jemand anderem ein Buttermesser ins Auge rammt, dann ist das übertrieben. Ebenso wie eine Fast-Gruppenvergewaltigung, bloß weil die Person auffällt und nicht beliebt ist. Vielleicht sollte es ja die Dynamik zeigen, die sich hier entwickelt hat, und zu was einen die Auswahlprüfungen machen, aber für ein zartes Seelchen wie mich war das dann doch etwas... ja, übertrieben. Die dazugehörende Gewalt der Auswahlprüfungen fand ich hingegen in Ordnung. Es passte zu den Ferox, es entsprach ihrer Darstellung in der Außenwelt und bei den anderen Fraktionen. Man entwickelt beim Lesen hier auch eine eigentümliche Faszination gegenüber diesem Lesen, die Auswahl, die Kämpfe, das Leben, es fesselt einen - auch mich, trotz den bisher genannten Kritikpunkten.

Beatrice ist nicht unbedingt die sympathischste Protagonistin, die ich bisher gelesen habe. Dennoch ist sie durch ihre Selbstzweifel und Unsicherheiten ziemlich interessant. Je weiter die Geschichte voran schreitet, umso abgebrühter wirkt sie jedoch und diese innere Konflikt geht etwas verloren. Das ist vermutlich auch der Punkt, an dem ich immer weniger Zugang zu ihr finde. Insbesondere in Zusammenhang mit Ende und ihren Eltern gegen Ende... aber ich will ja nicht zu viel verraten.
Four... ist auch so ein Charakter, der mich zwiegespalten hinterlassen hat. Zu erstmal: Warum dieser Name? Und damit meine ich nicht 'Four'. So ein verdammt cooler Charakter und dann hat er diesen Namen. Das passt zwar schon zu seiner Vergangenheit, aber dieser Name war für mich wie so ein kleiner Schlag beim Lesen, der mich immer wieder und immer noch irritiert. Und auch ansonsten werde ich aus Four auch bis zum Ende nicht ganz schlau. Er ist interessant, plastisch beschrieben, aber auch hier fehlt mir einfach der Zugang zu ihm.
Die Beziehung zwischen den beiden hat mir dafür ziemlich gut gefallen, es entwickelt sich langsam und unauffällig, sehr natürlich und auch sehr logisch.
Dafür fand ich schade, dass die anderen Charaktere zu kurz kamen, gerade Beatrice' Eltern haben gegen Ende noch einmal ziemlich zugelegt und wirkten sehr interessant, hatten jedoch kaum die Chance dazu, diese auch richtig darzustellen. Daher habe ich auch meine Probleme mit dem Ende und Beatrice' Reaktion darauf. Es ist nicht ganz stimmig.

Fazit

Trotz der vielen Kritikpunkte ist es Veronica Roth gelungen, mich zu fesseln und in den Bann zu ziehen, so dass ich auch den nächsten Band unbedingt lesen möchte. Dennoch finde ich, dass Die Bestimmung viele Schwächen aufweist, die auch gar nicht hätten sein müssen. Das Konzept ist super, aber die Umsetzung und auch manch logische Gedanken dahinter sind nicht wirklich ausgereift.