Rezension

Interessanter Auftakt

Reckless 01. Steinernes Fleisch - Cornelia Funke

Reckless 01. Steinernes Fleisch
von Cornelia Funke

Es waren einmal

Hinter dem Spiegel

In einer Welt voller Zauber und Gefahren

Zwei Brüder,

von denen der eine auszog,

den anderen zu retten.

 

Beeil dich, Jacob Reckless,

der Stein wächst schnell.

 

Cornelia Funkes Talent für fantastische Geschichten kennen viele schon aus ihrer erfolgreichen Reihe der Tintenwelt, die durch die originelle Idee des „Herauslesens“ von Bücherfiguren besticht und verzaubert. Mit „Reckless – Steinernes Fleisch“, das den Auftakt zu einer neuen Reihe bildet, ist der Autorin wieder einmal ein Glücksgriff gelungen. Wie aus vielen ihrer Bücher bekannt, lebt die Geschichte vor allem durch ständige Perspektivwechsel und, was aber etwas ungewohnter ist, recht kurze Kapitel, welche die Geschichte in kurzen, aber schnellen Schritten vorantreiben. Nach und nach werden neue Charaktere eingeführt, welche auf ihrer verzweifelten Suche nach Rettung für Jacobs Bruder Figuren aus bekannten und weniger bekannten Märchen begegnen, oder auch nur Teilen von ihnen: ein Rapunzelhaar zum Beispiel oder einem Flaschengeist. Auch andere Figuren der Fantastik, wie Hexen, Gnome, Stilze etc., werden verwendet.

Die Spiegelwelt selbst ist ein neuer, interessanter Ort. Dem aufmerksamen Leser wird recht schnell klar, dass diese Welt, wie der Name eigentlich schon verrät, ein Abbild der unseren ist, nur eben einige Jahre früher: Technik ist noch eine unheimliche Sache, Lokomotiven und erste Gewehre kommen auf den Markt und beschleunigen die Zeit. Die Menschen werden moderner, gleichzeitig treiben sich immer noch Wesen wie Zwerge, Hexen, Feen… herum.

 

Die Hauptfigur Jacob ist ein rastloser Schatzjäger, der seine Kindheit abwechselnd in der Realität und schließlich immer öfter in der Spiegelwelt verbracht hat, wo er bei einem alten Schatzjäger in die Lehre ging. Sehr geschickt in seinem Beruf, hat er schon so manches Abenteuer durchlebt. Fuchs, seine beste Freundin, kann sich dank eines Fuchsfellkleides wann immer sie will in eine Füchsin verwandeln oder das Fell gegen Menschenhaut eintauschen. Sie ist sehr schlau, um Jacob besorgt und seine Begleiterin seit langer Zeit. Die beiden sind unzertrennlich.

Will, Jacobs Bruder, findet durch Zufall in die Spiegelwelt und… alles weitere wäre schon zu viel verraten. Nur so viel: die Charaktere sind typisch Cornelia Funke, Werte wie Freundschaft, Familie und auch Liebe spielen eine gute Rolle; Jacob hat mich oft an Staubfinger erinnert in seiner Art, ein wenig geheimnisvoll, draufgängerisch, aber auch sensibel. Auch die Goyl, „Menschen“ ganz aus Stein, sind neue, interessante Charaktere, die mir so noch nie begegnet sind. Durch die verschiedenen Überschneidungen und Wechsel in der Erzählsicht und die nie abreißenden Herausforderungen sowie die vielen neuen Charaktere wird die Geschichte so gut wie nie langweilig. Auch die Illustrationen, natürlich von der Autorin, sind wunderschön und geben kleine Einblicke in die Spiegelwelt, wie die Autorin sie sich vorstellt.

Für die vielen originellen Ideen, den vertrauten, unverwechselbaren Erzählstil und das unerhört offene, spannende Ende vergebe ich 4 ½ Sterne J!