Rezension

Interessanter Auftakt mit einer außergewöhnlichen Heldin

Der Feuerstein - Rae Carson

Der Feuerstein
von Rae Carson

Bewertet mit 4.5 Sternen

Alle hundert Jahre erwählt Gott einen Feuersteinträger. dem ein großes Schicksal vorherbestimmt ist. So ist auch die 16-jährige Prinzessin Elisa eine Auserwählte. Doch diese fühlt sich keineswegs heldenhaft. Sie ist nur die Zweitgeborene, hat nie etwas großartiges geleistet, ist dick, esssüchtig und ohne jegliches Selbstvertrauen. Regieren ist nicht ihre Sache. Dennoch wird sie mit König Arlejandro aus Joya d'Arena verheiratet - einem schwachen Herrscher, der im Gegenzug von ihrem Vater Truppen für den Krieg gegen Invierne bekommen soll. Kaum in ihrer neuen Heimat angekommen, wird Elisa schon bald von Rebellen aus dem Grenzgebiet entführt, um die Menschen und das Land vor den Inviernos zu retten. Weit abgelegen vom königlichen Hof findet Elisa nicht nur ihren Mut und Selbstvertrauen, sondern auch eine außergewöhnliche Liebe.

Mit Elisa hat Rae Carson eine Heldin geschaffen, die alles andere als Standartmäßig ist. Gerade dadurch, dass sie nicht die strahlende, wunderschöne und selbstbewusste Heldin ist, die auf anhieb jede Situation meistert, hat sie für mich ungeheuer sympathisch gemacht. Elisa wird geplagt von ehrlichen Selbstzweifeln geplagt, ist unkompliziert und schüchtern und durch ihr extremes Übergewicht hat sie nur sehr wenig Selbstvertrauen. Und obwohl sie ständig ihre eigenen Stärken hinterfragt und dazu neigt, sich kleiner zu machen als sie eigentlich ist, war sie mir sofort sympathisch. Man hat oft genug Helden, die sich nur kurzzeitig wundern und dann ihr Schicksal weitesgehend klaglos hinnehmen. Bei ihr ist das nicht der Fall, denn ständig hinterfragt sie die göttlichen Absichten und fühlt sich anfangs durch das Vertrauen der Menschen in die Auserwählte etwas überfordert. Allerdings passiert das alles nicht auf eine nervige Art und Weise, sondern so, dass Elisa auch weiterhin sympathisch und liebenswert bleibt, ja sogar wärend ihrer Entwicklung sogar noch sympathischer wird.

Natürlich ist auch wieder eine Liebesgeschichte dabei, allerdings eine, die herrlich unkitschig ist und auch nicht ins typische Klischee passt. Sie baut sich lange auf, und obwohl man merkt, dass sie sich langsam aufbaut, dauert es eine ganze Weile, bis in der Hinsicht auch wirklich etwas passiert. Aufdringlich ist sie definitiv nicht und ich kann mit ruhigem Gewissen sagen, dass es kein sinnloses Rumgeschmachte mit ein bisschen Handlung ist. Stattdessen passt sie sich wundervoll an die Handlung an, ist dezent und störte daher auch nicht. Im Gegenteil, ich habe mich für Elisa sogar richtig freuen können.

Auch die anderen Charaktere hat Carson interessant gezeichnet. So begegnet man einer breiten Vielzahl an unterschiedlichen Menschen und lernt ein wenig über ihr Leben und ihre jeweiligen Lebensumstände. Auch hier sind die Entwicklungen interessant und mich haben einige Charaktere so manches mal überrascht.
Allgemein war die Handlung oft überraschend und klug überlegt. Gerne wird man in die Irre geführt und Dinge entwickeln sich nicht unbedingt so, wie man es erwartet hat oder erwarten würde. Durch den packenden und sehr einfachen Schreibstil lässt sich das Buch auch unglaublich schnell durchlesen. Verwundert hat mich allerdings die Tatsache, dass Politik in "Der Feuerstein" ein unglaublich großes Thema war. Doch auch davon braucht man sich nicht abschrecken lassen, es ist recht einfach gehalten. Man braucht also keine Angst zu haben, dass man den Überblick verliert.

Mir hat "Der Feuerstein" viel Spaß bereitet. Es ist einfach mal etwas anderes und sticht aus dem Jugendfantasy-Einheitsbrei schon allein wegen seiner Protagonistin heraus. Doch auch die Umgebung und die Ideen sind einfach mal etwas anderes. Ich verstehe nicht, wieso sowas nicht mal zur Abwechslung gehypt wird, sondern eher untergeht.. Wie auch immer - 4,5 Sterne für diesen gelungenen Auftakt.