Rezension

Interessanter Auftaktband

Café Engel - Marie Lamballe

Café Engel
von Marie Lamballe

Bewertet mit 4 Sternen

Das Café Engel in Wiesbaden ist der ganze Stolz von Heinz und Else Koch. Viel Arbeit und Herzblut steckt darin. Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn das Café ist Treffpunkt schillernder Persönlichkeiten. Besonders Heinz Koch genießt diesen Status. Tochter Hilde liebt das Café und die besondere Atmosphäre, die dort herrscht. Sie träumt von Kindesbeinen an davon, es einst zu übernehmen. Der Zweite Weltkrieg  sorgt allerdings dafür, dass die Türen des Cafés geschlossen bleiben. In den letzten Kriegstagen wird Wiesbaden das Ziel schwerer Bombenangriffe. Else und Hilde Koch bangen um das Café. Doch das Schicksal meint es gut mit ihnen, denn es bleibt beinahe unversehrt. Am Ende des Krieges eröffnen die beiden Frauen das Café wieder. Der erneute Start verläuft allerdings alles andere als reibungslos, denn es gilt etliche Schwierigkeiten zu überwinden. Doch Hilde wächst in dieser Zeit über sich hinaus. Sie riskiert einiges, um dem Café wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Nach und nach kehren nicht nur die alten Stammgäste zurück, sondern auch vermisste Familienmitglieder. Hilde muss ihren Status nun behaupten. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr dabei ihre Cousine Louisa, denn Hilde fühlt sich nach deren Ankunft zurückgesetzt. Die angespannte Situation droht die Atmosphäre des Cafés zu vergiften.....

Es handelt sich bei diesem Roman um den ersten Band der "Café Engel-Saga". Im Zentrum der Handlung steht die Familie Koch, die das Café Engel im Wiesbadener Kurviertel führt. Zum Einstieg blickt man in das Jahr 1935 zurück. Hier lernt man nicht nur Tochter Hilde kennen, sondern kann außerdem einen Blick in das erfolgreiche Café werfen. Die besondere Atmosphäre dieses Lokals ist dabei sofort spürbar. Außerdem erfährt man in dieser Einführung, wie Hildes Cousine Louisa ihre Kindheit auf einem ostpreußischen Gut verbringt. Die eigentliche Handlung startet dann in den letzten Kriegsmonaten und wird aus häufig wechselnden Perspektiven betrachtet. Da diese immer mit dem Namen des Protagonisten, der gerade im Zentrum der Ereignisse steht, dem entsprechenden Datum und dem Handlungsort gekennzeichnet sind, fällt es leicht, den Überblick zu behalten. 

Am Anfang muss man sich mit den unterschiedlichen Charakteren vertraut machen, die nach und nach in die Handlung eingeführt werden. Es gibt einige Perspektiven, die zunächst parallel verlaufen, um sich dann allerdings miteinander zu verknüpfen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Handlungsorte mühelos vorstellen und deshalb entspannt in die Geschichte eintauchen. Die unterschiedlichen Perspektiven sind durchgehend interessant, denn dadurch kann man das Ganze aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Auch wenn die besondere Atmosphäre des Cafés stets zwischen den Zeilen schwebt und neugierig auf den weiteren Verlauf macht, hat man bei der Einführung der Charaktere zuweilen das Gefühl, dass man ein wenig auf der Stelle tritt und dass es nicht so richtig voran geht. Dennoch sind diese ausführlichen Schilderungen notwendig, um die einzelnen Akteure und ihre Verbindungen untereinander, besser einschätzen zu können. Die Protagonisten wirken zwar recht lebendig, dennoch hat man zwischendurch das Gefühl, dass man etwas auf Distanz gehalten wird. Die einzelnen Schicksale und die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit werden allerdings glaubhaft beschrieben.

Auch wenn ich gestehen muss, dass ich die Protagonisten, für meinen Geschmack, etwas zu distanziert betrachtet habe und deshalb nur selten richtig mitfiebern konnte, habe ich diesen doch recht umfangreichen Roman innerhalb eines Tages durchgelesen. Denn die besondere Caféhaus-Atmosphäre hat ihren Reiz auf mich ausgeübt und dafür gesorgt, dass ich unbedingt erfahren wollte, wie es mit dem Café und den Personen, die damit verknüpft sind, weitergeht.