Rezension

Interessanter Einblick in eine fremde Welt

Hinter dem Mond - Wäis Kiani

Hinter dem Mond
von Wäis Kiani

Bewertet mit 4 Sternen

Die 70er Jahre, Lilly ist 8 und wächst in einem norddeutschen Dorf auf, sie fährt Fahrrad und Kettkar, spielt mit Freunden Verstecken im Matsch und klaut die Äpfel vom Apfelbaum des Nachbarn. Ein ganz normales wildes Kind. Doch die Eltern beschließen Deutschland zu verlassen und in ihre Heimat Persien zurück zu gehen. Für Lilly bricht eine Welt zusammen.

In Persien sind die Menschen total theatralisch, der viele, viele Besuch total verlogen, das Essen schrecklich, die Klamotten billig und die Möbel häßlich. Überhaupt ist alles ganz schrecklich. Lilly kann ihrem Heimatland nichts gutes abgewinnen. Die deutsche Schule, wo sie wenigstens Freundinnen findet in einer ähnlichen Situation, ist auch furchtbar. Lilly bekommt meistens das was sie möchte, für sie werden Klamotten geschneidert, wie sie in der Vogue auf den Titelblättern zu finden sind, im deutschen Buchladen werden alle Neuerscheinungen gekauft, die der Markt hergibt und beim deutschen Metzger gibt es frische Wurst, wie sie in Persien nicht hergestellt wird. Die Eltern allerdings sind hier ganz anders, sie erwarten von Lilly, dass sie sich wie ein folgsames persisches Mädchen benimmt ohne Rechte und Freiheit, die sie in Deutschland so genossen hat. Vor allem Lillys Mutter agiert wie eine Furie und überschüttet Lilly ständig mit üblen Schimpfwörtern, das geht bis zur körperlichen Züchtigung.

Lilly entschickelt sich zur Meisterin der Lügen, um das machen zu können, was sie will. Mit ihren Freunden rumhängen, einkaufen gehen, die sonnigen Tage am Pool verbringen, im Unterricht Kaugummi kauen und träumen usw.

Das Buch ist toll geschrieben. Sehr interessant wird der Weg einer kleinen Rebellin gezeichnet vom Kind auf dem Weg zur Frau. Man lernt ein Persien kennen aus der Sicht eines verwöhnten Kindes aus der Oberschicht und fühlt und leidet mit ihr. Ganz krass wird hier auch der Wechsel beschrieben, als der Schah das Land verläßt und Mädchen nur noch verhüllt rumlaufen dürfen und getrennt von den Jungen Unterricht haben und selbst Männer und Frauen bei einer Hochzeit in getrennten Räumen feiern müssen.

Der einzige Minuspunkt ist hier das plötzliche Ende. Es wirkt, als hätte die Autorin keine Zeit mehr gehabt und wollte das Buch schnell zu Ende bringen. Sehr schade, weil ich das Gefühl hatte, mittendrin aufzuhören. Das Buch kann ich sehr weiterempfehlen.