Rezension

Interessanter Familienroman

Drei auf Reisen - David Nicholls

Drei auf Reisen
von David Nicholls

Bewertet mit 4.5 Sternen

Connie, Douglas und Albie sind die Drei, die sich auf Reisen begeben und zwar auf die Grand Tour durch Europa, wie sie es nennen. Aber wird die Tour auch so „grand“, wie sie es sich vorstellen, beziehungsweise wünschen?
Connie und Douglas sind verheiratet. Einigermassen glücklich so scheint es jedenfalls Douglas zu sehen. Connie allerdings eröffnet ihm eines Nachts, dass sie glaubt, ihn verlassen zu wollen. Nach über 20 gemeinsamen Jahren und da Albie ihr Sohn ebenfalls bald auszieht, um sich dem Studium zu widmen, sieht dies Connie nun als passenden Zeitpunkt an, einen Neuanfang zu wagen.
Die Grand Tour soll trotzdem noch wie geplant stattfinden. Douglas sieht darin nun seine, vielleicht letzte Chance, Connie umzustimmen. Gleichzeitig ist es ihm ein Anliegen, auch seinem Sohn wieder etwas näher zu kommen.
Als die Tour nun beginnt, scheint es zuerst ganz harmonisch zu verlaufen. Nicholls lässt Douglas viel erzählen und erklären, kurzum, Douglas ist perfekt auf jedes Reiseziel vorbereitet. Schnell jedoch wendet sich das Blatt. Albie verlässt nach einer großen Enttäuschung die Reisegruppe und von nun an driftet die durchgeplante Reise in eine komplett andere Richtung.

Der Roman ist aus Douglas‘ Ich-Perspektive geschrieben. David Nicholls lässt ihn immer wieder auch in Erinnerungen schwelgen. So erfährt man als Leser die gesamte Geschichte von Connie und Douglas, vom Kennenlernen bis zum späteren Ehe- und Familienalltag. Dies ist sehr wichtig, um verschiedene Handlungsweisen der aktuellen Geschehnisse nachvollziehen zu können.
Die zwei Handlungsstränge werden miteinander vermischt. Oft merkt man erst nach zwei oder drei Sätzen, wo man sich gerade befindet. Ich finde das spannend und so wird es nie langweilig.
Eine der für mich stärksten Szenen des Buches ist gleich am Anfang die des Kennenlernens. Sehr witzig, und selbstironisch beschreibt Douglas die Tischrunde bei seiner Schwester, wo er die Künstlerin Connie gleich auf Anhieb begehrenswert findet und nun alles daransetzt, auf sich aufmerksam zu machen.
Ich bin ein großer Fan von Familiengeschichten und finde, David Nicholls ist es großartig gelungen, all die Facetten, Stärken und Schwächen der drei Protagonisten herauszuarbeiten.
Ich konnte mich zwischendurch oftmals nur schwer entscheiden, wem gebe ich Recht, wer hätte sich anders verhalten sollen? Soll ich mich auf die eine oder andere Seite schlagen? Für jede Figur konnte ich Sympathie entwickeln und die verschiedenen Handlungsweisen verstehen.
Es gibt zumeist relativ kurze Unterkapitel, was meinem Lesestil sehr entgegenkommt.
Das Ende des Buches passt perfekt. Für mich hätte es nicht anders kommen dürfen. Und das letzte Kapitel? Auf jeden Fall ist es ein neues – brilliante Idee!

Fazit:
Sehr lesenswerter Roman, viel mehr Familien- als Liebesgeschichte. Deshalb möchte ich ihn auch gar nicht mit „Zwei einem Tag“ vergleichen. Mit viel Humor, Emotionen und auch Melancholie ist dieser Roman äußerst unterhaltsam geschrieben.