Rezension

Interessanter Grundkonflikt aber schlechte Umsetzung

Enders - Lissa Price

Enders
von Lissa Price

Bewertet mit 2 Sternen

Mein Eindruck von der Gestaltung ist sehr positiv. Das Cover finde ich schlicht, aber sehr ansprechend gestaltet. Wir sehen hier die Silhouette eines Oberkörpers. Auf der Höhe des Kopfes steht der Buchtitel. Die Silhouette ist quasi durchsichtig und der Hintergrund des Covers ist in Weiß gehalten. 

Die Schriftart ist zwar etwas kleiner, aber war für mich auch angenehm zu lesen. Die Kapitelüberschriften und das Cover assoziierte ich schon sehr mit dem Genre Sciene-Fiction. Und obwohl es sich hier um eine Dystopie handelt, erfahren wir einiges über die technischen Entwicklungen, die es in der Zukunft so gibt. Im Übrigen ist die Gestaltung der einzige Gliederungspunkt, der bei mir eine volle Punktzahl bekommen hat. 

 

Den Inhalt hingegen empfand ich als sehr schwach. Im zweiten Teil geht es ebenfalls um Protagonistin Callie, die wieder in böse Machenschaften hineingezogen wird. Der Antagonist aus dem letzten Band, der Old Man, setzt das Mädchen zu Beginn der Geschichte unter Druck und so wird sie in einen Machtkampf verwickelt, dem sie wahrscheinlich hätte entgehen können. 

Lissa Price hat die Handlungsstränge in Enders für mich leider überhaupt nicht sichtbar miteinander verwoben. Am Anfang sucht Callie einen Jungen auf. Ihm gegenüber deutet sie einen Plan an, den sie verfolgt, um die Welt etwas besser zu machen. (Das ist jetzt bewusst sehr allgemein und platt ausgedrückt). Allerdings spielt dieser angebliche Plan in der Geschichte überhaupt keine weitere Rolle und Lissa Price kommt auch nie wieder darauf zurück. Und das ist nur ein Beispiel für weitere Handlungsstränge, die ins Leere laufen.

Zudem entdeckt Callie eine Fähigkeit, die sie aber erst in letzter Minute für sich nutzen kann, während ich sofort erkannte, dass sie mehr aus dieser Fähigkeit machen könnte. Und in solchen Momenten fand ich die Geschichte dann unnötig in die Länge gezogen. 

 

Dadurch, dass Lissa Price die Handlungsstränge für mich leider nicht gut miteinander verband, kamen mir ihre Auflösungen leider wie spontane Eingebungen unserer Protagonisten vor und ich konnte viele der Auflösungen oder spontanen Wendungen leider überhaupt nicht ernst nehmen. 

 

Auch die Charaktere waren in Enders sehr oberflächlich dargestellt. Da wir Callie bereits aus dem ersten Teil der Dilogie als Protagonistin kannten, hatte ich mir hier eine Entwicklung ihres Charakters gewünscht. Stattdessen hatte ich über lange Strecken den Eindruck, dass sie eher eine Marionette der Geschichte ist und von A nach B gelenkt wird, wie es der Autorin oder den Antagonisten der Geschichte gerade passt. Wir lernen zudem einen neuen Charakter kennen, der aber aufgrund des oberflächlichen Charakterzuges für mich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. 

 

Leider konnte mich der Spannungsbogen der Geschichte ebenfalls nicht überzeugen. Lissa Price baute unnötige Längen ein, anstatt den Spannungsbogen langsam aufzubauen und dann langsam wieder aufzulösen. Der wesentliche Teil der Geschichte spielt sich im Grunde auf den letzten fünfzig Seiten ab, was ich sehr schade fand. 

 

Überraschenderweise kam ich diesmal besser mit dem Schreibstil der Autorin zurecht. Während mir der Schreibstil in Starters noch sehr hölzern vorkam und mein Lesefluss so ausgebremst wurde, flog ich diesmal über die Seiten hinweg. Allerdings griff Lissa Price auf sehr viele Wiederholungen zurück, die irgendwann dafür gesorgt haben, dass ich sehr viele Seiten nur noch überflogen und erst gegen Ende wieder gründlicher gelesen habe. 

 

Gesamteindruck: 

Von einer Dystopie, die für mich gefühlt auf so vielen Buchblogs besprochen wurde, hätte ich deutlich mehr erwartet. Man hätte die Geschichte gut auf einen Band beschränken können oder sich einen Gefallen getan, wenn die Handlungsstränge besser verstrickt worden wären, um den Spannungsbogen besser halten zu können. 

Der Grundkonflikt der Dilogie ist zwar spannend, wurde aber leider nicht konsequent in der Geschichte umgesetzt.