Rezension

Interessanter Grundkonflikt, Roman konnte mich aber nicht überzeugen

Zerbrochener Mond - Sally Gardner

Zerbrochener Mond
von Sally Gardner

Bewertet mit 2 Sternen

"Zerbrochener Mond" ist ein weiteres Rezensionsexemplar, welches mir vom Silberfisch Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Schon der erste Satz des Klappentextes machte mich unheimlich neugierig auf die Geschichte. Wie gestaltet sich eine Welt, die von einer Diktatur geführt wird? Wie kann man Freund von Feind unterscheiden?

Interessanterweise hatte ich kürzlich ein Buch des Autors Andreas Steinhöfel gelesen. Daher war ich sehr gespannt, wie er selbst einen Roman umsetzen würde.

Er hat die Geschichte vergleichsweise schlicht gelesen. Allerdings hat er es geschafft den Ernst der Lage zu transportieren. Die drückende Stimmung und die Hoffnungslosigkeit der Protagonisten erreichte mich auf ganzer Linie.

Inhaltlich bin ich hin- und hergerissen. Zum einen hat mich die Geschichte um den Jungen Standish, der seine Eltern durch das Regime verloren hat und gemeinsam mit seinem Großvater in Zone 7 lebt, wirklich gefesselt. Ich wollte wissen, wie der Junge auf das Regime reagiert, ob er sich anpasst, oder es schafft, sich der Herrschaft zu widersetzen.

Während des Lesens wurden verschiedene Aspekte des Regimes dargestellt, wie beispielsweise die Gewaltbereitschaft, das gnadenlose Misstrauen untereinander, oder die klassischen Unterschiede in der Bevölkerung. Kooperierende Bewohner von Zone 7 werden für ihr Verhalten belohnt.

Während des Lesens habe ich mir vorgestellt, dass der Roman die perfekte Lektüre für eine Einheit im Deutschunterricht wäre.

Andererseits waren mir viele Dinge zu grob ausgeführt. Beispielsweise war mir lange nicht klar, ob Hauptfigur Standish ein Mensch, oder ein Tier ist. Schließlich wird sein Großvater als Fuchs dargestellt. Aber tragen Tiere Hosen?

"Zerbrochener Mond" wird mir aber zu einseitig beleuchtet. Natürlich gibt es an einem Regime nichts Gutes auszusetzen, keine Frage. Allerdings wird die Partei der Guten für mich nicht glaubhaft gestärkt. Zudem wird nur sehr schwammig beschrieben, wie sich der Widerstand organisiert und der Leser muss sich hier auf seine Vorstellungskraft verlassen.

Glaubhaft finde ich aber die Entwicklung von Hauptcharakter Standish. Während er zu Beginn der Geschichte als dümmlich dargestellt wird, zeigt sich mehr und mehr, wie gerissen er eigentlich ist.

Der Schreibstil von Sally Gardner ist leicht zu lesen und ließ mich schnell in die Geschichte eintauchen. Während sie sich wunderbar darauf versteht Standish Gefühlswelt darzustellen, hat es mir hier und da an Ortsbeschreibungen gefehlt. "Zerbrochener Mond" wird von zwei Handlungssträngen geleitet. Standish berichtet aus der Gegenwart, wie es ihm gerade geht und wie sich sein Alltag gestaltet. Er geht aber immer wieder auf Situationen aus der Vergangenheit ein. Diese Übergänge waren mir oft etwas zu holprig gestaltet, sodass ich kurz überlegen musste in welcher Realität wir uns jetzt gerade befanden.

Sally Gardners "Zerbrochener Mond" regt definitiv zum Nachdenken an, da die bedrückende Stimmung auch nach Ende des Romanes anhält und die Handlung zur Diskussion einlädt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Grundidee des Romanes definitiv sehr interessant ist. Hier und da hat mir die Umsetzung aber nicht ganz gefallen. Ich glaube aber auch, dass ich schon etwas zu alt für den Roman war und ich ihn mit 14 Jahren wahrscheinlich zu meinen Lieblingsbüchern gezählt hätte.