Rezension

Interessanter historischer Überblick

Der Sturz des Doppeladlers - Birgit Mosser

Der Sturz des Doppeladlers
von Birgit Mosser

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kaiser Franz Joseph von Österreich ist tot und das Land selbst befindet sich mitten im ersten Weltkrieg. Das Buch begleitet vier Familien durch diese ganz besondere Zeit. Da ist die junge Hausangestellte Berta verliert ihren Verlobten und bleibt ledig und schwanger zurück. Ferdinand von Webern ist Sektionschef in der Regierung und begleitet das Land durch Krieg und Frieden. Julius Holzer kämpft an vorderster Front und erlebt wie der Krieg die grausamsten und gütigsten Seiten der Menschen und zuletzt August Beholavek ein Kaisertreuer Rittmeister der sich nicht mit der neuen Welt abfinden kann.

Das Buch bietet einen sehr interessanten Einblick in die historischen Entwicklungen während des Krieges und dem schweren Ringen um den Frieden. Dabei beleuchtet sie die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und die verschiedensten Lebensweisen. Dabei gelingt es ihr auch wunderbar das Innenleben der einzelnen Personen herauszuarbeiten, die dabei sehr realistisch wirken.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Erzählweise. Obwohl das Buch chronologisch aufgebaut ist und die einzelnen Kapitel mit Daten überschrieben sind, werden die einzelnen Geschichten nicht chronologisch erzählt. Hinzu kommt, dass die Autorin immer wieder einzelnen Gegebenheiten sehr detailliert beschreibt um dann einen großen Sprung zu machen. So beschreibt sie sehr genau die Verhältnisse während der „Friedensverhandlungen“ und die Gefühle der österreichischen Delegierten bis die Bedingungen der Alliierten genannt werden und im nächsten Satz ist der Vertrag schon unterschrieben. Dadurch wirkt es oftmals mehr wie eine Dokumentation, statt wie ein Roman, darunter leidet aber keineswegs die Spannung. Der Schreibstil ist nämlich sehr flüssig ohne dabei zu einfach zu wirken.

Als sehr hilfreich hätte ich es empfunden, wenn in den Buchdeckeln Karten abgedruckt gewesen wären. Eine von dem Gebiet Österreich-Ungarns vor dem Krieg und eine nach dem Krieg, da ich einige Passagen über die Landverteilung so nur schwer nachvollziehen konnte.

Ein kleiner Kritikpunkt ist noch der Schutzumschlag, der sich überhaupt nicht angenehm anfüllt und ich hätte mir niemals vorstellen können das Buch zu lesen, während er um das Buch geschlagen gewesen wäre. Hier sollte bei der nächsten Auflage auf jeden Fall ein anders Material verwendet werden.

Fazit:

Ein sehr interessanter Roman über Österreich im ersten Weltkrieg, der mir viele neue Details näher gebracht hat und gleichzeitig eine spannende psychologische Studie der Auswirkungen des Krieges auf die einzelnen Personen. Absolute Leseempfehlung für historisch interessiert Leser.